Eigentlich deprimierend: Da kommen Menschen aus aller Welt zusammen und erschaffen in mühseliger Arbeit ein Gebäude aus Eis, das im darauf folgenden Frühling wieder dahin schmilzt. Im nächsten Winter, beginnt das Spiel von vorne. In Schweden steht das größte Eishotel der Welt. Jedenfalls dann, wenn in Schweden Winter ist. Das Konzept hat mittlerweile Nachahmer auf allen Kontinenten gefunden, von denen jedoch keines die Popularität des schwedischen Originals erreicht hat.
Vom Provisorium zur Idee
Es begann 1989, als der lokale Tourismusverein eine Eisskulptur-Ausstellung veranstaltete. Im Jahr darauf wurde für die Ausstellung des Eisskulpturisten Jannot Derid eine Halle aus Eisblöcken, namens „Artic Hall“ errichtet. Es ergab sich, dass einige Gäste, die Halle als Schlafstätte nutzten – die Idee für das Eishotel war geboren. 1991 öffnete das Hotel zum ersten Mal die Pforten. Die 1.0 Variante verfügte über Schlafsäle, eine Bar und eine Empfangshalle. Im Laufe der folgenden Jahre, wurde die Anlage unter anderem um eine Kirche und ein Kino erweitert, 2003 kam ein Eistheater dazu. Heute bietet das Hotel bis zu 140 Personen in 60 Räumen Unterkunft.
Eine simple Rezeptur
Gefrorenes Wasser des Flusses „Torne“ ist die einzige Zutat für dieses „Bauwerk für den Moment“. Jedes Jahr entsteht das Kunstwerk von neuem. Jedes Mal anders. Architekten, Bauarbeiter, freischaffende Künstler – alle sind erwünscht, um das Hotel von Jahr zu Jahr besser zu machen. Ende Oktober beginnt der Bau für den folgenden Winter. Das Grundgerüst des Hotels wird im Sommer in einem Kühlhaus gelagert. Aufgeteilt in 4000 Blöcke à zwei Tonnen. Alles andere wird just-in-time gefertigt. Durch die starke Strömung gefriert das Wasser des Flusses zu besonders klarem Eis, welches anschließend mit Spezialsägen in transportgerechte Stücke geschnitten wird. Auch die Innenrichtung ist komplett aus Eis.
Ein Abenteuer für Gäste und Erbauer
Mitte Dezember dann, können die Gäste Quartier beziehen. Genächtigt wird in Schlafsäcken aus Renntierfell und die Gäste tragen Schneeanzüge, wie man sie vom Skifahren kennt, um sich vor der Kälte zu schützen. Kaum einer bleibt länger als eine Nacht. Es geht wohl mehr darum „es einmal erlebt zu haben“, als um Luxus und Erholung. Für die Erbauer ist es gleichermaßen ein Erlebnis, wie für die Gäste und ein Beweis dafür, dass Natur und Architektur keine Widersprüche sein müssen.
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