In Zeiten des Börsenbooms schien es, dass es sich bei Familienunternehmen um ein Auslaufmodell handele. Aktiengesellschaften treiben über die Börse deutlich mehr Kapital auf und investieren es. Mit diesen Kapitalsummen können Familienbetriebe nicht mithalten, dennoch weisen sie beeindruckende wirtschaftliche Erfolge auf. Das lässt sich mit mehreren Faktoren erklären.
Nachhaltiges Geschäftskonzept
Eine wesentliche Erfolgsursache liegt in dem langfristigen Denken, das viele Familienunternehmen auszeichnet. Die Inhaber schielen nicht wie Aktionäre auf kurzfristige Gewinne, sie wollen auf lange Sicht positive Ergebnisse erzielen. Diese nachhaltige Geschäftspolitik erweist sich im Vergleich zu kurzfristigen Strategiewechseln und überstürzten Einsparungen oftmals als besser. Zudem halten sich Familienunternehmen mit Aufkäufen zurück. Die Betriebe haben sich über Generationen entwickelt, die Besitzer wollen dies in geordneten Bahnen fortsetzen und nicht um jeden Preis wachsen. Bei Großkonzernen genießt das Wachstum dagegen oberste Priorität. Daraus resultieren oft kostspielige und fatale Übernahmen, die sich später als Milliarden-Verlustgeschäft herausstellen. Ebenfalls ein Vorzug vom Familienunternehmen: Mehrere Generationen wuchsen in dem Betrieb auf, so konnten sie sich viel Fachwissen aneignen. Aktiengesellschaften werden dagegen häufig von fachfremden Managern geführt. Diese kennen sich zwar mit Betriebswirtschaft aus, ihnen mangelt es aber oftmals an ausreichenden Branchenkenntnissen.
Verbundenheit mit Beschäftigten und Kunden
Darüber hinaus profitieren Familienunternehmen von einer doppelten Nähe: Zum einen kennen Inhaber viele Mitarbeiter persönlich und können sich über eine hohe Autorität freuen. Das ermöglicht einen effizienten Führungsstil: Geschäftsführer können auch schwierige Entscheidungen problemlos treffen, weil die Mitarbeiter ihnen ein großes Vertrauen entgegenbringen – das zeigt sich auch am Beispiel des Wurstwarenproduzenten Schwarz Cranz. Zum anderen verfügen Familienunternehmen über viele langjährige Kunden. Mit zahlreichen Geschäftskunden pflegen die Besitzer ein freundschaftliches Verhältnis, das garantiert eine hohe Kundenbindung. Auch beim Geschäft mit einer großen Anzahl an Privatkunden besitzen Familienunternehmen einen Vorzug: Die meisten Verbraucher kennen die Inhaber zwar nicht persönlich, sie verbinden mit familiär geführten Betrieben aber dennoch positiv besetzte Stichworte wie Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Gegenüber Aktienkonzernen zeigen sich Verbraucher wesentlich kritischer, weil sie diesen unpersönlichen Gebilden bloße Profitsucht unterstellen.
Beständigkeit und Anpassungsfähigkeit
Konstanz bedeutet aber nicht, dass Familienunternehmen immer an Altem festhalten. Stattdessen passen sich kleine Unternehmen mit übersichtlicher Führungsstruktur rasch an veränderte Herausforderungen an. Bei Großkonzernen dauert das oftmals länger, weil die Abstimmungsprozesse innerhalb der Gesellschaften und mit den Aktionären viel länger dauert und sich Produktionsprozesse schwieriger umgestalten lassen.
Bildurheber: ThinkStock, Stockbyte, altrendo images
Werbung