Carlos Ruiz Zafón: „Das Spiel des Engels“ – Buch mit Sogwirkung

Nach seinem viel gelobten und furiosen Roman „Der Schatten des Windes“ wurde es erst einmal ruhig um Carlos Ruiz Zafón. Nun ist er mit seinem sechsten Buch (die ersten vier wurden noch nicht auf deutsch übersetzt) „Das Spiel des Engels“ zurück und kann locker an damalige Erfolge anknüpfen.

Auch, wenn ein paar das Gegenteil behaupten, kann „Das Spiel des Engels“ locker mit seinem Vorgänger mithalten. Es zieht einen genauso in den Bann und man trifft auch hier und da auf bekannte Figuren. In Sachen Sprache kann man beim Autor eindeutig eine Entwicklung feststellen. Er geht sicherer mit den Worten um und traut sich auch mehr. Nicht, dass er die Sprache aus „Der Schatten des Windes“ übertrifft, sondern man merkt genau wie Zafón seinen eigenen Stil findet und immer weiter ausbaut.

Die Geschichte entführt uns in die Zeit vor dem spanischen Bürgerkrieg. In Barcelona ist der junge David Martín Laufbursche für eine Zeitungsredaktion. Als ein Artikel ausfällt, darf David einspringen. Ab da darf er immer mehr Beiträge verfassen. Nach und nach beginnt er auch unter aufgezwungenen Pseudonym Schauergeschichten zu schreiben, die zum Erfolg werden. Doch dieser anfängliche Höhenflug verwandelt sich schnell in Missmut…

Er ist verdammt stets unerkannt zu bleiben und sich künstlerisch nicht entfalten zu können. David verzweifelt immer mehr und wird schließlich sogar sterbenskrank. Doch genau an diesem Zeitpunkt seines Lebens erhält er ein verlockendes Angebot von einem mehr als dubiosen und mysteriösen Verleger. Doch David ahnt noch nicht auf was er sich da eingelassen hat. War es ein gutes Geschäft oder doch eher ein Pakt mit dem Teufel?

Nicht nur David Martín gerät dann in den Sog furchterregender Ereignisse, sondern auch der Leser. Dieses Buch verschluckt einen förmlich und man kann sich nicht wehren. Allein die Stimmung und Atmosphäre Barcelonas ist dermaßen gut eingefangen, dass man direkt glaubt dort zu sein.

Es ist nicht mehr so gruselig wie der Vorgänger, aber hat trotzdem nichts an seiner Mystik und Fantastik verloren. Man begegnet auch dem Friedhof der vergessenen Bücher wieder. Lernt aber auch neue schaurige Orte und Gestalten kennen.

Konzentriert sich dieser Teil eher auf dei zweite Hälfte des Buches, so hat man im ersten Teil die Chance David näher kennenzulernen. Zafón versteht das Buch auch an eine Hommage an die Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Und nicht zuletzt fallen einem hier und da auch Seitenhiebe und Parallelen zum heutigen Literaturbetrieb auf…

Ein absolut lesenswertes Buch. Ich bin gespannt, was von Zafón noch so kommt. Er ist auf dem besten Wege auf die Liste meiner Lieblingsautoren zu kommen. 😉

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