Romy Schneider wäre diese Woche 70 Jahre alt geworden. Im TV jagt eine Doku die nächste und auch viele ihrer alten Filme werden gezeigt. Genug Anlass auch für uns, auf den Trend aufzuspringen und eine, wie ich finde, sehr gelungene Biographie vorzustellen.
Die Biographie „Romy Schneider: Mythos und Leben“ hat nicht irgendwer geschrieben, sondern Deutschlands Frauenrechtlerin Nummer eins, Alice Schwarzer. Jetzt aber nicht gleich kopfschüttelnd wegklicken. Vor allem die Herren der Schöpfung… Wer wirklich etwas über Romy Schneider wissen möchte, ist hier genau richtig. Schneider und Schwarzer kannten sich und teilten, neben ihrer Liebe zu Frankreich, wahrscheinlich noch eine weitere Tatsache, wie Romy es ausdrückte: „Wir sind die beiden meistbeschimpftesten Frauen Deutschlands“.
Und da muss ich ihr leider Recht geben. Betrauern wir heute den Tod Romy Schneiders und erkennen sie als große Schauspielerin, so war sie zu ihren Lebzeiten hier in Deustchland nicht gerne gesehen. Die Deutschen waren so auf ihre Rolle als Sissi abgefahren, dass sie sie in keiner anderen Rolle mehr dulden wollten. Doch Romy Schneider wollte mehr. Sie wollte aus den Rollenzwängen und denen, in die sie ihre Mutter Magda Schneider hereintrieb entkommen. Also, ging sie nach Frankreich, wo sie zur gefeierten Charakterschaupielerin wurde. Doch die Deutschen haben ihr das Überlaufen zum „Feind“ nicht verziehen.
Romys Leben ist gesäumt von Tragödien, die sie schließlich dann auch in den Tod getrieben haben. Nein, ich denke nicht, dass es Selbstmord war, aber wer sich mit Aufputschmitteln, Schlaftabletten und Alkohol regelmäßig zudröhnt, kann nicht glücklich sein. Und ein früher Tod ist ja, böse gesagt, immer medienwirksam und lässt allen Groll erlischen.
Alice Schwarzer schildert Romy Schneider fern ab von diesem Mythos. Sie beleuchtet ihr Leben unter sehr sensiblen Gesichtspunkten. Feinfühlig wagt sie sich in Romy Welt. Und keine Angst, mit „Emanzentum“ hat das hier nichts zu tun. Gedanken von Frauen über männliche Abhängigkeit (in Schneiders Fall zum Beispiel von Alain Delon) sind so normal, wie sich Männer heute auch umgekhert darüber Gedanken machen…
„Romy Schneider: Mythos und Leben“ ist eine gutgemachte Biographie jenseits von Klischees, Idealvorstellungen und eben aus der Sicht einer Frau, die Romy geistig sehr nahe stand…
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Georg
27. September 2008 at 18:06
“Wir sind die beiden meistbeschimpftesten Frauen Deutschlands”. – Interessant. Meistbeschimpft, meistbeschimpfter, am meistbeschimpftesten? Wusste gar nicht, dass man „beschimpft“ steigern kann. Da brauche ich ja das Buch gar nicht mehr aufzuschlagen.
anig
30. September 2008 at 14:43
Georgs Kommentar:dämlich, dämlicher, am däm-
lichsten! Liest man ein Buch nicht, weil in
einer sonst ausgezeichneten Rezension ein
Adjektiv falsch gesteigert wurde?