„Ach, du arbeitest in einer Bibliothek? Toll, den ganzen Tag nur lesen, das nenn ich mal nen Job! Haha.“
Oder meine Oma. Sie ist ja der festen Überzeugung, Bibliothekare lernen tagein tagaus Autoren auswendig und was die so schreiben. Und wenn dann mal einer kommt und fragt „Ja, was schreibt denn XY so?“ muss der Bibliothekar das natürlich auswendig wissen. Was auch sonst?
Die Antwort „Willst du mich verarschen?“, die einem dann jedes Mal auf der Zunge liegt, kann man sich gerade noch verkneifen. Mühsam. Denn was viele nicht verstehen ist – ein Bibliothekar kommt bei seinem Job gar nicht zum Lesen, schön wärs! Tjaha, und was macht er dann den ganzen Tag, angeblich? Diese etwas herablassende Reaktion kennt man auch.
Also, was machen Leute die in einer Bibliothek arbeiten, wenn sie denn nicht lesen? Erstaunlich viel. Zum Einen wird der Markt gesichtet, was gibt es für neue Bücher, die interessant für den Bestand sein könnten? Diese werden gegebenenfalls beschafft, dann eingearbeitet. Dazu muss eine Katalogaufnahme angefertigt werden, das Buch wird in eine Kartei eingetragen und für den Benutzer auch inhaltlich erschlossen, damit er es später bei seiner Recherche auch findet. Datensätze müssen gepflegt und verwaltet werden. Dann gibt es noch die Buchausgabe-Tätigkeit. Der Benutzer bekommt seine Bücher überreicht, gibt sie wieder ab oder hat Fragen, die der Bibliothekar ihm beantwortet. Hilfe bei Recherchen, Einstellen und Katalogisieren der Bücher, Verbuchen, nett und freundlich sein, Bücher eventuell aussondern. Und das sind nur Auszüge.
Wo soll denn da bitte Zeit zum Lesen bleiben? 😉