Seit Ewigkeiten spielen sie die Hauptrollen in unseren Albträumen, auch in der Literatur und in Religionen auf der ganzen Welt finden sich dieselben Hinweise auf Monster, die scheinbar in jeder Kultur zu finden sind. Doch was steckt dahinter? Ein Versuch der wissenschaftlichen Erklärung.
Ob in Frankensteins Monster oder in Romeros Kultfilmen, lebende Tote gehören zu den Urängsten der Menschheit, denn das Tabuthema Tod wird durch sie unwillkürlich zu einer ständigen Erinnerung, die uns auch noch an die Gurgel will.
Doch die Mythen um Zombies haben nicht erst seit Romero und Shelley einen Platz in unserer Kultur, gerade in Haiti und Afrika gab es die Legenden der Untoten schon lange vorher und selbst am anderen Ende der Welt – in Tibet – gibt es Geschichten über sie.
Zombies in Tibet
Nach „History of Religions“ (Vol.4, No.1., Sommer, 1964) gibt es im tibetanischen Glauben die sogenannten „ro-langs“, was übersetzt soviel wie „auferstandene Leiche“ bedeutet. Diese Wesen, die üblicherweise von mächtigen Zauberern heraufbeschwört wurden, existierten bereits im 16. Jahrhundert und früher, können also zu den ersten Vorkommnissen dieser Legenden gezählt werden.
Einer ähnliche Art und interessanterweise mit der Vampirlegende verbunden, sind die Kräfte des vetala, einem Vampirgeist, der im Baital Pachisi – einer indischen Geschichtssammlung aus dem 12. Jahrhundert – Leichen wiederbeleben konnte.
Zombies in Afrika
Eine interessante Zombie-Legende wuchs in Afrika heran, dort glaubte man, dass Hexen oder Kinder einen Menschen in einen Zombie verwandeln konnten, was nur durch sehr starke Gegenzauber aufgelöst werden konnte. Dabei glaubten sie vor allem während der Zeit der Kolonialisierung, als Zugstrecken quer durch das Land gebaut wurden, dass diese Züge von Hexen und Zombies geführt wurden, um Menschen zu kidnappen und ebenfalls zu Zombies zu machen.
Offensichtlich findet sich hier eine mystifizierte Version der Sklaverei wieder, wobei die Zombie Legenden nicht erst entstanden, als Menschen verschifft wurden, sondern bereits vorher Teil der afrikanischen Kultur waren, aber durch die Entführungen und Versklavungen eine neue Dimension erlangten, da die Gefahr nicht mehr innerhalb eines Stammes, sondern außerhalb stattfand.
Zombies in Haiti
Vor allem in Haiti verwurzelt, sollen in Ritualen Voodoo-Meister diese lebenden Toten angeblich durch Magie kreieren, tatsächlich geht man davon aus, dass sie eine Droge nutzen, die den „Patienten“ in eine Art Koma versetzt und dabei den Puls erheblich herab senkt. Für tot erklärt werden sie dann begraben, nur um wenig später unter zeremoniellen Feierlichkeiten vom Voodoo-Priester wieder belebt zu werden.
Für gewöhnlich sollen diese „Zombies“ dann die Sklaven der Priester sein, was auch daran liegen kann, dass die Droge (meistens eine Mischung aus Tetrodotoxin und einer dissoziativen Droge der Datura Pflanze) Nachwirkungen wie Verwirrtheit, Gedächtnisverlust und verlangsamte Reflexe hat.
Diese von Wade Davis beschriebenen Prozesse wurden von diversen anderen Wissenschaftlern angegriffen, die davon ausgehen, dass vielmehr psychologische Krankheiten wie Schizophrenie damit zu tun haben, wobei keine Wissenschaftler klare Belege für ihre Theorien haben (auch wenn Davis in seinen Büchern „The serpent and the rainbow“, sowie „Passage of darkness“ ausführlich darüber schrieb, sind es mehr Beobachtungen, als echte Belege).
Davis ging so weit, zu behaupten, dass die Drogen nur Teil der Zombifizierung waren und darüber hinaus spezielle Riten der Bizango Gesellschaft (eine geheime Voodoo Gesellschaft, die eine Art parallel-Regierung Haitis sein soll) dafür sorgten, dass Kriminelle als Zombies ihre gerechte Strafe erhielten.
In Haiti kann sich die sehr reiche Geschichte an Zombielegenden eventuell auch dadurch begründen, dass es einer der ersten Orte war, an dem durch Aufstände die Sklaverei abgeschaffen wurde, weshalb die Zombielegende auch ein Mahnmal für Sklaverei bot, gleichzeitig ob ihrer Grausamkeit für Respekt sorgte, wobei die Symbolik jedoch nicht überinterpretiert werden sollte, da die praktisch ausgeführte Magie der Zombie-Kreation ein realer Teil des zeremoniellen Lebens der Voodoo Anhänger war und in Einzelfällen auch heute noch ist.
Zombies in Nordamerika und Europa
Erst Anfang/Mitte des 20. Jahrhunderts schwappte die Welle der Zombie-Geschichten auch nach Europa, wo es zuvor eher von Vampirlegenden und höchstens noch Mary Shelleys Frankenstein belagert wurde, die sicherlich vom Grundkonzept ähnlich sind, aber vor allem aus anthropologischer Sicht andere Ursprünge und Gründe haben.
Erst mit Romeros Filmen wurden Zombies zu einem kulturellen Phänomen, mittlerweile gibt es Survival Guides, selbst ernannte Zombie Jäger und eine inflationäre Anzahl an Zombiefilmen, die mal mehr, mal weniger realistisch mit dem Gedankenspiel einer Epidemie umgehen und damit weniger mit den afrikanischen Ursprüngen zu tun haben.
Aus psychologischer Sicht kann man in Zombies wohl zwei Dinge sehen:
1. Die Angst vor dem Tod, der in Friedhöfen verborgen wird, wo man wählen kann, ihm zu begegnen oder nicht. Bei einem Zombie jedoch wird man zwangsweise mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert, schlimmer noch, die intellektuellen Fähigkeiten, die Seele, das „Sein“ des Lebenden wird quasi ausgelöscht, der Zombie als seelenloser, zerfallender Körper symbolisiert den Verfall, sowohl psychisch, als auch physisch, den wir Menschen Zeit unseres Lebens aufhalten wollen.
2. Romero schuf später auch das Bild des lebenden Zombies, des von Medien und Meinungsmachern getriebenen Menschens, der nicht selbst denkt, sondern denken lässt, eben so, wie es die Voodoo Zombies taten, die dem Priester hörig waren. „Ich denke, also bin ich“, so Descartes in seinem berühmten Aufsatz, doch der moderne Mensch, so Romero, denkt eben nicht mehr und wird so zum tumben Zombie.
Die ursprünglichen Legenden um Zombies legen nahe, dass es psychologische und/oder physische Gründe gibt, das also weder Magie noch Besessenheit Grund für das Vorkommen von „lebenden Toten“ sind.
Der Romero Zombie, der im Gegensatz zum ursprünglichen Zombie einem Virus entsprungen ist und keiner Magie, ist daher rein fiktiv und keinen mythologischen Geschichten zugrunde liegend.
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