Autorenporträt: Erich Kästner – das Sprachrohr der Kinder

Erich Kästner ist in Sachen Kinderbücher das deutsche Pendant zu Astrid Lindgren. Kaum ein Autor hat es je geschafft, die Welt der Kinder mit ihren Problemen und Schönheiten so zu verstehen wir er.

Erich Kästner schrieb für Kinder und für Erwachsene. Doch was heute vor allem in Erinnerung geblieben ist, sind seine weltberühmten Kinderbücher, die natürlich ebenso für große Leser geschrieben waren, die ihr inneres Kind noch nicht verloren hatten. Er nahm sich der Kinder an, schrieb aus ihrer Sicht, gab ihnen eine Stimme, und vielleicht sind seine Bücher genau aus diesem Grund noch heute genauso aktuell wie vor 80 Jahren.

Erich Kästner – ein Kind der Stadt Dresden

Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Seine Eltern stammten beide aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Zu seiner Mutter hatte Erich Kästner eine sehr intensive Beziehung, zu der Psychologen heute wahrscheinlich einiges zu sagen hätten. Doch seine Mutter förderte ihren Sohn: Er genoss eine gute schulische Ausbildung und ging von 1919-27 nach Leipzig, wo er Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft studierte und schon bald nebenbei für Feuilleton der Neuen Leipziger Zeitung schrieb.

Die Beziehung zu seiner Mutter spiegelt sich in seinen Kinderbüchern stark wieder. So ist beispielsweise in Emil und die Detektive, die Mutter von Emil alleinerziehend und Friseuse. Und auch bei Pünktchen und Anton, ist Antons Mutter, die krank ist, alleinerziehend. Die Mütter werden als starke Frauen porträtiert, die sich aufopferungsvoll um ihre Kinder (oder Söhne) kümmern.

Von Leipzig nach Berlin

Von Leipzig aus schrieb er schon freiberuflich u.a. für das Berliner Tagblatt und fand so in Berlin schnell Anschluss an die Journalisten- und Intellektuellen-Szene. Die Zeit von 1927 bis 1933, dem Ende der Weimarer Republik, gelten als die produktivsten Jahre von Erich Kästner. Hier veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, der noch aus der Leipziger Zeit stammte: „Herz auf Taille.“ Es folgten weitere Gedichtbände, die heute zu der in Vergessenheit geratenen Erwachsenenliteratur Kästners zählen. Hätte die Verlegersfrau ihn nicht dazu gedrängt, ein Buch nicht über, sondern für Kinder zu schreiben, wären die nächsten Werke wohl nicht entstanden.

Erich Kästner – Kinderbuchautor

Im Jahre 1929 erschien sein erstes Kinderbuch „Emil und die Detektive“, eine Detektivgeschichte. Kurz darauf folgten: „Pünktchen und Anton”, „Das fliegende Klassenzimmer”, „Das doppelte Lottchen” und “Die Konferenz der Tiere.” Nach der Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 entschied Erich Kästner sich, in Deutschland zu bleiben und war bei der Nacht der Bücherverbrennung im Publikum, als seine u.a. auch seine  Bücher verbrannt wurden. Warum blieb er? Dies wird ihm heute noch vorgeworfen. Der Grund war, wie er sagte, dass er danach Zeugnis über das Geschehene ablegen wollte. Doch auf den großen Kriegsroman wartete man vergeblich. Wahrscheinlicher ist, dass er Angst um seine Mutter hatte und Deutschland daher nicht verlassen wollte.

Nach dem Krieg

Als der Krieg zu Ende war, zog Kästner nach München, wo er sich verstärkt dem Kabarett widmete und den Pinguin, eine Zeitschrift für Kinder, herausgab. Seine Werke aus der Weimarer Republik fanden erst in den 1970er Jahren Anerkennung. Er starb am 29. Julia 1974 in München. Kästners Optimismus war in der Nachkriegszeit Resignation gewichen. Doch was heute noch bleibt, ist seine wunderschöne Kinderliteratur.

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