Arthur R. Ropes kommt „Aus dem Abgrund“ – Neuentdeckung des klassischen Horrors

Bei all dem ganzen Standard-Horror, der irgendwie immer größere und merkwürdigere Ausmaße annimmt, sehne ich mich in letzter Zeit richtig nach Altmeister und Klassikern des Horrors. Als Menschen noch nicht vom Film her an Gemetzel und Monster gewöhnt waren, sondern alles dank bestimmter Bücher in ihrem Kopf ablief.

Gerade Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts sind Werke entstanden, die eine einzigartige Form des Gruselns transportieren und die nachfolgenden Generationen von Autoren stark beeinflusst haben (Dracula und Frankenstein sind nur die populärsten Beispiele). In den 90ern hatte sich der DuMont-Verlag zur Aufgabe gemacht gewisse Klassiker den Lesern wieder ins Gedächtnis zu rufen und so entstand die „Bibliothek des Phantastischen“, die zwölf Bände feinsten Grusels und Horrors beinhaltete. Aus mangelndem Erfolg wurde die Reihe zwar eingestellt, gilt aber noch heute unter Freunden des Genres fast schon als Pflichtlektüre.

Den zehnten Band der Reihe, Arthur R. Ropes „Aus dem Abgrund“, hatte ich neulich wieder in den Händen und war sofort von der spannenden Story gefesselt.

Im Jahr 1645 geht Oliver Cromwell als Sieger des englischen Bürgerkrieges hervor. Den Adligen bleibt nichts anderes übrig als sich ihm anzuschließen, doch einige weigern sich. So auch Philipp Graf von Deeping. Gemeinsam mit seiner Gefolgschaft verschnanzt er sich in seiner Burg Deeping Hold, die mitten in den Sümpfen liegt. Dier Bewohner des nahegelegenen Dörfleins sollen ihn innerhalb von einer Woche mit einer Fülle von Nahrung versorgen, sonst werden seine Männer alles zerstören.

Doch das Dorf hat einfach nicht so viel und so machen sie einen Verwandten des Grafen zu ihrem Mittelsmann. Hubert Leyton, eher ein gelehrter Bücherwurm als ein diplomatischer Held, soll schlichten. Doch bei seiner Ankunft wird er gleich vom Grafen gefangen genommen. Doch die alte Burg birgt noch schlimmeres als die Missgunst des Grafen Philipp. Seine erste Frau ist hier einst eines seltsamen Todes gestorben und soll nun die Gemächer als Geist heimsuchen. Die neue Frau an des Grafen Seite ist ein Giftmischerin und gilt als böse Hexe.

Und als würde dies nicht schon reichen haust in einer nahegelegenen Höhle ein grässliches Monster, das durch einen alten Fluch der auf der Familie Deeping lastet geweckt wurde und nun zur Burg kriecht. Leyton würde am liebsten so schnell wie möglich verschwinden, doch da ist auch noch Rosamund, die ehemalige Zofe der toten Gräfin, in die er sich verliebt hat und die er um jeden Preis retten will (was ich nicht so recht verstehen kann, denn die Frau ist furchtbar 😉 )…

„Aus dem Abgrund“ ist subtiler Horror vom Feinsten. Wie immer spielt sich viel im Kopf ab. Das Monster wird nie ganz beschrieben, so dass man sich in seinem Kopf die wildesten Sachen zusammenreimt. Und auch die Familienintrigen tragen so einiges zur Spannung bei.

Einiges ist aus heutiger Sicht zwar sehr klischeelastig, doch das Buch ist von 1914 und die Stereotypen also zeitbedingt. Auch die Sprache ist für manche wohl etwas anstrengend, doch hat man sich erst einmal an den Duktus gewöhnt so ist man schnell mitten im Geschehen und kann sich kaum mehr losreißen.

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