In den letzten Jahren werden wir immer mehr mit Thrillern und Krimis bombadiert, deren Themen inzwischen schon fast erschöpft scheinen. Längst kennt man Psychopaten, die sich in immer abstruser werdenden Mordtiraden ergehen, Terroristen, die das Land bedrohen, moralische Protagonisten, die das Gute in der Welt wieder herstellen wollen, oder Peudoverbrechen, die mit Liebesgeplänkel überdeckt werden.
Wie gut tut da die neue Serie des Rotbuch Verlages, die versucht an den Wurzeln des Hard-Case-Crime-Genres anzuknüpfen. Nach drei Jahren ist die Reihe nun auch auf deutsch erschienen und den Anfang macht mitunter Allan Guthrie mit „Abschied ohne Küsse“. Schon das Cover erinnert einen an die Pulps der 1950er und 60er Jahre.
Joe Hope verdient seinen Lebensunterhalt damit zusammen mit seinem Partner Cooper im schottischen Edinburgh Geld einzutreiben. Cooper is der Kredithai und Hope macht die Drecksarbeit. Sein liebstes Werkzeug dafür ist ein Baseball-Schläger. Die beiden können an Geldmangel also nicht klagen und da sie auch noch Freunde sind, verbringen sie viel Zeit miteinander. Nach hause will Joe eh nicht so gern, da dort nur seine Frau Ruth sitzt, der er sowieso nicht mehr viel zu sagen hat.
Doch eines Tage erfährt Joe vom Tod seiner 19-jährigen Tochter Gemma. Diese war in eine Schriftseller-Kolonie auf den Orkney-Inseln gezogen und hat sich dort mit einer Überdosis Tabletten selbst das Leben genommen. Hopes Leben gerät aus den Fugen. Voller Rachgelüste fährt er zu der Kolonie, doch dort erwartet ihn bereits die Polizei.
Seine Frau Ruth wurde ermordet, mit einem Baseballschläger, und Joe ist der Hauptverdächtige. Ausnahmsweise hat Joe nichts mit dem Verbrechen zu tun. Er will nur noch aus dem Knast und grausame Rache an den Killern üben, die ihm das angetan haben. Cooper besorgt ihm ein falsches Alibi und Joe Hope kommt frei. Voller Wut stürzt er sich in seinen brutalen Rachfeldzug, doch seine Gegner sind ihm schon auf den Fersen und nicht weniger gewaltbereit…
„Abschied ohne Küsse“ liefert einem das, was man von einem Noir-Krimi erwartet: eine ruppige Sprache und jede Menge Gewalt. Das alles verpackt in eine spannende Story, die nur auf eine Art enden kann. Der Held, oder besser der Anti-Held, des Buches ist ein brutaler Schläger und alles andere als die gewohnten Saubermänner in so manch andere Krimis. Doch trotzdem schafft Guthrie es ihn menschlich und mitleiderregend darzustellen.
Für alle Pulp-Fans eine absolutes Muss! Und ein dickes Lob an die Verlegerin…