Wenn man Gläubig ist, dann hat man es meistens relativ einfach zu sagen, ob man nun Christ, Jude, Moslem, Buddhist oder Hinduist ist. Jemand, der nicht ganz so fest an einen Gott glaubt, hat es da manchmal schwieriger, zumal die Agnostiker gerne einmal mit den Atheisten verwechselt werden.
Dabei unterscheiden sich Agnostiker und Atheisten in vielen Dingen, nicht zuletzt in der Überzeugung und genau darum geht es ja.
Atheisten und Agnostiker – Wortherkunft
Der Atheist lässt sich relativ leicht herleiten, denn er kommt aus dem Altgriechischen, wobei „Theos“ soviel wie „Gott“ bedeutet und das „A“ im Präfix als Negierung, bzw. „ohne“ wirkt, was also insgesamt auf „ohne Gott“ zurück führt.
Der Agnostiker leitet sich ebenfalls aus dem Altgriechischen und zwar der „Gnosis“ („Erkenntnis“) und wiederum dem negierenden A-Präfix, so ist er „ohne Erkenntnis“, was jedoch keineswegs vermitteln soll, dass er sich selbst für dumm hält.
Der Atheist ist also derjenige, der ohne Gott ist und glaubt, während der Agnostiker sich der genauen Erkenntnis über Gott entzieht, sich also nicht ganz sicher ist.
Zwar gibt es Stimmen, die den Agnostizismus zum weitläufigen Atheismus zählen, allerdings wird man sich schwer tun, tatsächlich einen Atheisten zu finden, der sich auch wirklich als Agnostiker bezeichnen würde.
Der Agnostiker
Wenn es um den Gottesglauben, beziehungsweise den Mangel daran geht, dann kann man den Agnostiker als Vermittler ansehen. Er ist weder fest davon überzeugt, dass es einen Gott gibt, noch geht er davon aus, dass man seine Nichtexistenz beweisen kann.
Auch wenn man den Agnostiker als unentschieden beschimpfen kann, die ersten Agnostiker kamen aus hochwissenschaftlichen Kreisen und dürften eher den Skeptikern angehören, die dem menschlichen Wissen ein Limit zu schrieben und daher davon ausgingen, dass man metaphysische Dinge wie Gott nur schwer beweisen, sie aber ebenfalls nicht widerlegen könne. Sie sehen Gott außerhalb der menschlichen Fassungskraft, ebenso aber auch andere universelle Wahrheiten.
Auf den ersten Blick mag der Agnostiker daher eher dem Glauben an Gott zugewandt sein, immerhin ist es schwieriger, zu beweisen, dass es etwas nicht gibt (was den Atheisten aufgetragen werden müsste), als zu beweisen, dass es etwas gibt. Allerdings kann man den Agnostiker von beiden Seiten aus finden, denn auch wenn sich strenge Vertreter der Theisten als auch der Atheisten sehr selten zum Agnostizismus bekennen, gibt es atheistische, als auch theistische Agnostiker.
Für den agnostischen Theisten ist Gott an sich etwas, das der Mensch niemals vollkommen fassen kann, er existiert nur in Vergleichen, Analogien und natürlich dem Glauben. Das volle Ausmaß Gottes und seines Werkes wird niemals menschlich erfahrbar sein und kann daher gar nicht konkret erfragt werden, weshalb beispielsweise auch Fragen, warum Gott Menschen sterben lässt, nur die Unfähigkeit, Gottes Gesamtwerk zu verstehen, unterstreichen.
Für den agnostischen Theisten ist Gott wahr, aber seine Eigenschaften, Hintergründe und Gestalt nicht für den Menschen fassbar.
Der Atheist
Der Atheist glaubt nicht an Gott, Götter oder Gottes-ähnliche Wesenheiten.
In den meisten Fällen (auch wenn das nicht universell für alle Atheisten gilt), geht der Atheist zudem davon aus, dass übernatürliche Dinge wie Gespenster, Magie, etc. ebenso wenig existieren, der Großteil der Atheisten hat ein Weltbild, das empirisch nachzuweisen ist, also wissenschaftlich bewiesen, bzw. erlebt wurde und somit auch falsifizierbar ist.
Der Atheist lehnt daher nicht Gott ab, sondern glaubt schlichtweg nicht an ihn, weil der Gedanke an etwas, das sich nicht nur jeglicher Beweise, sondern auch jeglicher Beweislast entzieht, absurd erscheint und er davon ausgeht, dass alles Reale auch fassbar, bzw. belegbar sein muss, da es sich ansonsten nur um ein abstraktes Konzept handelt.
Der Atheist verstößt Gott nicht oder entfernt sich von ihm, er hält ihn einfach für Nicht-existent, weshalb eine Gott-thematisierte Diskussion zwischen Theisten und Atheisten meistens sehr schwierig ist, da sich dort zwei völlig gegenüberstehende Weltbilder treffen, die etwa beim Agnostiker und Theisten oder auch dem Agnostiker und Atheisten zumindest teilweise grundlegende Wahrheiten teilen würden.
Bei Theisten und Atheisten jedoch kann eine Diskussion nur in der Beweislast enden, was jedoch so gut wie unmöglich ist, was wir im Folgenden noch an einem Beispiel einer Teekanne sehen werden.
Der agnostische Atheist – der kleine Unterschied
Für den agnostischen Atheisten gilt, dass er zwar einlenkt, dass es keinen klaren Beweis dafür gibt, dass Gott nicht existiert, dass aber das Beweisen einer Nichtexistenz eines derartig abstrakten Konzeptes auch schier unmöglich ist. Ein gern gewähltes Beispiel ist dabei Russells Teekanne, bei der Bertrand Russell gerade diesen Beweis vorführte, in dem er sich eine chinesische Teekanne zwischen Mars und Erde vorstellte, die so klein war, dass das menschliche Auge und nicht einmal die stärksten Teleskope in der Lage wären, sie zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit, so Russell, dass diese Teekanne existiere sei selbstredend so gering, dass man fast behaupten könne, sie wäre 100%ig nicht real, aber alleine durch die Behauptung, dass ihre Nichtexistenz nicht belegt werden könne (wie auch, wenn sie nicht existiert), gäbe es ein winziges Körnchen Zweifel, ob sie nicht doch irgendwo im Weltall herum schwirrt.
In diesem Konzept muss man den Agnostizismus sehr vorsichtig betrachten, denn als Theist gerät man sehr gerne in die Argumentation, dass ein agnostischer Atheist doch durch die Unfähigkeit, Gottes Nichtexistenz zu beweisen, unweigerlich seine Existenz in Erwägung zieht und sie dadurch nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich ist (siehe onthologischer Gottesbeweis), aber genau das ist nicht der Fall.
Vielmehr ist sich der agnostische Atheist bewusst, dass es nicht menschenmöglich ist, die Nichtexistenz einer Sache zu beweisen, die einer abstrakten Idee entsprungen ist (so wie die Teekanne).
Der agnostische Atheist kann daher relativ sicher wissen, dass es Gott nicht gibt, er räumt nur ein, dass der Beweis dafür nicht erlangt werden kann, während der reine Atheist oftmals davon überzeugt ist, dass sich auch die Nichtexistenz beweisen lässt, ob nun über empirische Ergebnisse oder onthologische Wortspielereien.
Ein kleiner Hinweis zum Schluss
Philosophie – und in diesem Kreis bewegen wir uns in diesem Text – wird oftmals zur Übersicht oberflächlich betrieben, zeigt aber in der Tiefe oftmals interessante Ansätze, die an der angekratzten Oberfläche selten zu finden sind.
Daher sei jedem, der sich näher für dieses Thema interessiert, die verlinkten Artikel empfohlen, sowie weitere tiefer greifende Literatur, da dieser Beitrag nur im Vorbeigehen erläutert, wie die groben Unterschiede zwischen Agnostikern und Atheisten aussehen, um eine Übersicht, bzw. leichte Orientierung zu geben.
Dies kann als Diskussionsansatz verwendet werden, hat aber bei weitem nicht genug Tiefe, um den Anspruch zu erheben, eine klare Definition zu bieten, das geht sowieso nur schwerlich, da die Philosophie gerne den Rahmen sprengt, wenn es um Begriffsbestimmungen geht (weshalb ich auch davon abgesehen habe, alle Strömungen des Agnostizismus und Atheismus aufzuzählen).
Bild: Fotolia ,6075753, Marco Klaue
Pater Noster
25. Dezember 2012 at 00:51
Nicht uninteressant, aber leider lassen die vielen sprachlichen Schnitzer vermuten, dass sich hier kein wirklicher Kenner über die Materie auslässt.