Ärzte – sie haben unter dem Tod von der Schippe entsprungenen Patienten zu leiden, die sich ständig wegen leichtem Schnupfen oder Verdacht auf Hornhaut an der Fußsohle krankschreiben lassen wollen. Mit der unverschämten Praxisgebühr zahlen sie dann ihre Mitgliedschaft im Golfclub.
Was der gemeine Arzt in Berlin tatsächlich so treibt, weiß ich nicht. Seitdem ich hier nun sieben Jahre lebe, war ich nämlich bei keinem. Das stellt zwar die Sinnhaftigkeit meiner – einstmals sogar privaten – Krankenversicherung in Frage, doch warum soll ich mir Siechtum und Pestilenz beim Onkel Doktor ansehen, wenn mir nichts fehlt. Auch die Zeitschriftenauswahl im Wartezimmer ist meist mehr als dürftig oder gar deprimierend. Wenn ich mich dazu herablasse, vielleicht einmal in zwei Jahren den Zahnarzt aufzusuchen, heißt es seit eh und je bzw. 27 Jahren: „Zahnstein, nehmen Sie mal Zahnseide. Ansonsten ohne Befund.“ An meiner Plomben-losen Kauleiste wird kein Arzt reich.
Hausarzt auf der Abschussliste
Die Ärzte in meiner alten Heimat verdienten gut, aber nicht an mir. Mein afghanischer Hausarzt, den seine Ehefrau einmal von zwei Osteuropäern umbringen lassen wollte, hatte stets tolle Häuser und fuhr einen 7er BMW. Dass die Dame eifersüchtig auf eine Sprechstundenhilfe war, kann ich mir indes nicht vorstellen. Die waren nämlich so wenig ansehnlich, dass es mir nicht mal exibitionistische Freude bereitete, meinen Hintern zur Spritze zur entblößen. Womöglich war der Ehefrau aber nicht nur sein Händedruck zu schlaff. Offenbar stimmt es also nicht, dass reife, geile Ärzte ihre jungen untergebenen Arzthelferinnen und Kolleginnen reihenweise vernaschen.
Muss ein Arzt Golf spielen?
Ein Unfallchirurg als Vater eines Klassenkameraden besaß eine Villa mit einer Deckenhöhe, die selbst die Altbauten in Westberlin in den Schatten stellte. Dass dieser Arzt Golf spielte, war völlig undenkbar. Er hatte noch Sex und fuhr neben einer Mercedes S-Klasse ein Segelboot. Auch für Tennis, den zurecht übel beleumdeten Wichtigtuer-Sport in meiner Jugend schlechthin, hatte der Halbgott in Weiß als allseits geschätzter Ehrenmann nichts über. Ferner gab es über den maskulinen Part in jener Doktoren-Ehe nichts schlechtes zu sagen – er hatte lange gedient und war ein Ausbund an Korrektheit.
Man möge mich korrigieren, doch konnte ich bisher nie auch nur ein Arzt-Klischee als wahr feststellen. Vermutlich obliegt dieses Privileg neidischen Kranken.