„80 Plus Gold“-Netzteile – Die Green-IT-Lüge!

Effizienz, Effizienz und nochmal Effizienz! Nie zuvor wurde in der IT-Branche so oft dieses Wort benutzt. Eine Steigerung dieser ist auf jeden Fall zu erkennen, aber teilweise an der vollkommen falschen Ecke.

Ein besonders treffendes Beispiel sind die neuen „80 Plus Gold“-Netzteile, die bei der nun vergangenen CeBit 2009 an einigen Ständen zu finden waren.

Im Grunde handelt es sich dabei um technisch verbesserte Netzteile die weniger Verlustleistung aufweisen und somit einen höheren Wirkungsgrad erreichen. Die 80 Plus Gold Netzteile haben dann bei 50 Prozent Auslastung einen Wirkungsgrad von circa 90 Prozent.

Im Prinzip eine gute Sache. Man würde auf den ersten Blick meinen, dass diese Netzteile ganz im Zeichen der relativ neuen Green-IT-Welle stehen. Also bessere Ausnutzung der vorhandenen Energie und Rohstoffe.

Das ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Die effizienteren Netzteile sind nämlich kaum für den Normalanwender zu gebrauchen, der ja doch den Größtteil der Nutzer ausmacht. Denn die Geräte sind in einem Leistungsbereich von 1000 Watt anzusiedeln. Sogar mit wirklich massiver Hardware ist es schon recht schwer auf die 50-Prozent-Auslastung (sprich 500 Watt) zu kommen.

Und was hat das noch mit Green-IT zu tun?

Eine kleine Rechnung: Lasse ich meinen High-End-Rechner eine Stunde lang mit 500 Watt Leistung laufen, verbrauche ich eine Energie von 0,5 Kilowattstunden. Eine Tonne Steinkohle liefert circa 8140 Kilowattstunden Energie. Davon kommt aber nur etwa 30 Prozent beim Endverbraucher an – durch Verluste bei der Energiegewinnung und Übertragung und so weiter. Von der Energie die bei mir ankommt nutze ich durch den Wirkungsgrad dann 90 Prozent aus. Alles in Allem ergibt das dann circa 0,23 Promille einer Tonne Steinkohle. Im Prinzip verbrenne ich also 230 Gramm Steinkohle um meinen Computer eine Stunde zu betreiben.

Aber was ist schon eine Stunde?

Die effizienteren Netzteile klingen im Zusammenhang mit Green-IT einfach wunderbar, aber sind so weit vom eigentlichen Green-IT weg, dass man es fast schon als Betrug einstufen könnte.

Gebraucht werden effiziente Netzteile für normale Systeme. Für den Otto Normalverbraucher, der im Zuge der steigenden Energiepreise sein System verbessern möchte um nicht nur die Umwelt zu schonen, sondern auch den Geldbeutel.

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5 Kommentare

  1. Martin

    31. März 2009 at 15:33

    In diesem Artikel kommt es so rüber als gäbe es nur 1000 Watt Netzteile mit höherem Wirkungsgrad. Dem ist aber nicht so! Ich persönlich nutze ein solches Enermax pro82+ (wie auf dem Bild zu sehen) mit 425 Watt. Sicher stimmt es das eben diese 1000 Watt und mehr NTs auch so beworben werden und auch immer mehr vom Otto Normalverbraucher genutzt werden, warum entzieht sich auch meinem Verständnis. Muss wohl so sein das ein 1000 Watt Netzteil nach viel klingt und einfach billiger als ein dicker Sportwagen ist.

    Man sollte den Versuch der Hersteller mit Green IT zu werben nachvollziehen können und sicher kann man den Herstellern auch vorwerfen, dass es absolut unnütz ist solche überdimensionierten Netzteile herzustellen. Sollte deshalb aber nicht unter den Tisch kehren das effizientere Netzteile in vernünftigen, angebrachten Dimensionen sehr wohl besser für den Energieverbrauch und somit für die Umwelt sind.

  2. Jürgen

    2. April 2009 at 14:10

    Hallo Martin,

    dass es nur solche Netzteile gibt, war nicht das was ich mit dem Beitrag aussagen wollte. Falls dies falsch verstanden wurde, entschuldige ich mich dafür. Der Beitrag bezieht sich in erster Linie auf die Netzteile die auf der CeBit zu sehen waren. Wie ich in dem Vorwort schon angedeutet habe, finde ich eine Effizienzsteigerung an der falschen Ecke unsinnig.
    Ein 20-Liter-Auto mit effizienterem Motor zu bauen und das dann als umweltfreundlich zu bezeichnen ist nicht nur unsinnig, sondern hat diverse Autohersteller auch in schwierige Situationen gebracht.
    Dass effizientere Netzteile „im Prinzip eine gute Sache“ sind, da sind wir uns offensichtlich einig. 🙂
    Meine Position zu dieser Thematik wird im letzten Absatz nochmal ersichtlich mit der Mahnung nach effizienten Netzteilen für Normalanwender!

    Grüße,
    Jürgen

  3. Mattes

    28. Juli 2009 at 17:46

    Wichtig ist vor allem, ob das Netzteil richtig geregelt wird. Das 500 W 80+ Gold Netzteil in meinem neuen Dell R410 ist nicht nur einen hohen wirkungsgrad, sondern die Stromaufnahme wird dynamisch an die geforderte Leistung angepasst. So zieht der Server unter normalen Umständen lediglich ca 120 W und lediglich bei Volllast konnten 270 W gemessen werden.
    Das hat mit 500 W nichts zu tun. Meiner ansicht nach ist das ohnehin nur der Maximalwert, für den das Netzteil ausgelegt ist, der aber in der Praxis niemals erreicht wird.
    Gerade bei Servern im 24/7-Betrieb ist die Einsparung enorm. In unserem Fall sind es fast 400.- im Jahr (zu unserem Vorgänger-System) bei gleichzeitig dramatisch angewachsenen Rechenleistung.

  4. Zunker

    9. Januar 2011 at 14:01

    Absolut richtig. Ich finde es schlimm, dass ich einfach keine niedrig-dimensionierten Netzteile finde. Sind wir ein Volk von Computerspielern und ich ein Exot? Bestimmt nicht. Ich habe dann ein Netzteil für 400 Watt mit 80plus und ohne Lüfter gefunden. Genau nach meinem Geschmack. Es ist aber immer noch überdimensioniert. Das niedrigste, was ich gesehen habe, war 300 Watt. 350 Watt ist schon etwas zahlreicher.

    Ich muss aber dazu sagen, dass mein neues Netzteil mit 400 Watt und ohne Lüfter sehr viel besser ist als das alte Netzteil mit 350 Watt und zwei Lüftern. Obwohl letzteres als „leise“ verkauft wurde, war es doch sehr laut. Und mein System verbraucht 20 bis 30 Watt weniger. Das heißt, dieses 400-Watt-Netzteil kann viel besser mit der niedrigen Auslastung umgehen als das alte.

  5. Bert B.

    29. Mai 2011 at 17:32

    Interessant finde ich auch das die (Fach-) Presse den Leuten „viel Watt“ bei Computern einreden will. Die GraKa Hersteller tragen auch nicht gerade zur Vernunft bei, wenn sie angeben man sollte doch ein 600- 1200 Watt Netzteil nehmen.
    Zum Glück gibt es im Netz ja Leistungsrechner wo man einfach die Bauteile seines PCs einträgt. Da sieht man dann, das in aller Regel 250-450 W voll ausreichen.

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