Entweder schreiben Menschen für Web.de die eine gespaltene Persönlichkeit aufweisen oder aber es wird sehr unseriös mit Pressemitteilungen umgegangen.
Web.de zitiert eine Studie des Berliner Universitätsklinikums Charité, in der Untersuchungen gemacht worden sind, die den Zusammenhang zwischen Dopaminkonzentration und Angstzuständen belegen sollten. In der Ankündigung des populärwissenschaftlichen Artikels heißt es reißerisch: „Angsthase oder Ruhe in Person? Temperament von einem einzigen Botenstoff abhängig. Eine Studie der Berliner Charité ergibt, dass die Menge an Dopamin wohl darüber entscheidet, ob ein Mensch gelassen oder ängstlich ist.“ Dies ist als Aussage ersteinmal verwunderlich. Man könnte ja schließlich meinen, dass die gesamte Psyche eines Menschen dafür verantwortlich wäre, ob er ängstlich ist oder nicht. Die Beeinflussung der Botenstoffausschüttung durch die Psyche wird jedoch nichteinmal erwähnt. Dies suggeriert, dass allein eine biologische Veranlagung zr Dopaminproduktion über Ängstlichkeit entscheiden würde. Dies ist klarer Unsinn.
Der Text ist jedoch auch widersprüchlich. Werden in der Ankündigung noch deutliche Worte gefunden, so verhält es sich im Laufe des Textes anders. Dort heißt es moderater: „Das Temperament jedes Menschen ist möglicherweise von der Konzentration eines einzelnen Botenstoffs im Gehirn abhängig“. Hier ist also nur noch von „möglicherweise“ die Rede. Auch wird dort nur über einge signifikante Korrelation zwischen Dopaminkonzentration, Amygdala und Angst geredet. Es wurde also auch nur eine einzige Ursache für Angst untersucht. Dabei wurde selbst in Tierversuchen herausgefunden, dass Erfahrungen einfluss auf die Amygdala haben können. Die Amygdala ist übrigens nicht nur für Angst sondern auch für Aggression und Lust mit zuständig. Und Dopamin hat noch auf viele andere Dinge einfluss als auf die Angst. Das orakeln am Ende des Artikels darüber, ob Menschen im Alter ruhiger seien, weil sie weniger Dopamin haben könnten ist dabei purer Unsinn. Auch alte Menschen haben Angst, oft mehr als junge Menschen. Wer die Einflüsse auf Angst auf Dopamin reduzieren möchte, wird nichts verstehen.
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