„Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“. So beginnt das erste Buch Genesis in der Bibel. Ein Schöpfungsmythos, der über Jahrhunderte hinweg nicht nur in der Kirche wörtlich aufgefasst wurde. Heute, nach den Arbeiten von Charles Darwin und anderen Wissenschaftlern zum Thema Evolution, gilt die Schöpfungsgeschichte in weiten Teilen der Welt als eben das – eine Geschichte.
Aber immer noch gibt es eine Reihe von Glaubensgemeinschaften, für die Genesis eben nicht nur ein Mythos ist, sondern Fakt. Diese evangilikalen Fundamentalisten halten an einem wörtlichen Verständnis der Bibel fest. Für sie ist unsere Erde erst vor kurzer Zeit entstanden, durch einen Akt Gottes vor etwa 6.000 bis 12.000 Jahren. Man spricht von Kreationisten; abgeleitet vom lateinischen Wort „creatio“, das Schöpfung oder Erschaffung bedeutet.
Kreationismus: Die Erde ist nicht älter als 12.000 Jahre
Für einen Kreationisten ist die Bibel die Grundlage für jede Wissenschaft. Dabei argumentieren sie auch wissenschaftlich, denn der Kreationismus will eine Wissenschaft sein. Verbreitet ist in diesen Kreisen die These des „young earth creationism“, also des Kurzzeit-Kreationismus, der die Schöpfungstage als Kalendertage auffasst. Demnach ist unsere Welt gerade mal 6.000 bis maximal 12.000 Jahre alt. Da diese Argumentation so gut wie allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen diametral gegenübersteht, müssen Kreationisten recht kreativ mit Feldern wie Biologie oder Geologie umgehen und diese neu formulieren. Für einen Kreationisten haben zum Beispiel Dinosaurier und Menschen gleichzeitig die Erde bevölkert, obwohl die traditionelle Wissenschaft eine solche Koexistenz ausschließt.
Die meisten Kreationisten kommen aus den USA
Die Mehrzahl der Kreationisten stammt aus den USA, wo rund ein Drittel der Bevölkerung nicht an Evolution glaubt, sondern daran, dass der Mensch von einem Schöpfer geschaffen wurde. Weitere 24 Prozent glauben zwar an eine Evolution, diese sei aber von einem Schöpfer geplant und in Gang gesetzt worden. Mehr als die Hälfte der US-Bürger glaubt demnach an ein schöpferabhängiges Weltbild.
Schon lange betreiben evangelikale Gruppen politische Lobbyarbeit, um die kreationistische Lehre des „Intelligent Design“ als gleichberechtigtes Unterrichtsfach zur Evolutionstheorie an den Schulen zu etablieren. Die Republikaner erweisen sich dabei als nützliche Helfer: So soll die Regierung unter George W. Bush Forschungsergebnisse frisiert und Wissenschaftler unter Druck gesetzt haben, um die Evolutionstheorie zu diskreditieren. Bush selbst ließ im August 2005 verlautbaren, dass „Intelligent Design“ im Fach Biologie gelehrt werden soll, auf einer Stufe mit der Evolutionstheorie.
Und auch der derzeitige US-Vize-Präsident Mike Pence ist Kreationist, verdammt Darwin in Bausch und Bogen und wollte in seiner Zeit als Gouverneur von Indiana „Intelligent Design“ in die Lehrpläne aufnehmen lassen. Gefruchtet haben die Bemühungen der Kreationisten bislang im US-Bundesstaat Kansas, wo „Intelligent Design“ neben der Evolutionslehre in den Schulen unterrichtet wird.
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