Katzen sind eigensinnige Einzelgänger. Deshalb sind die charaktervollen Stubentiger nicht jedermanns Sache – und die Freundschaft zwischen Mensch und Katze ein Rätsel. Doch die anmutigen Räuber begleiten seit Jahrtausenden die Menschheitsgeschichte. Wie kann es sein, dass Katzen trotz Domestikation immer noch so viele wilde Instinkte und Eigenheiten haben? Dieser Frage ist ein internationales Forscherteam auf den Grund gegangen.
Heutige Hauskatze stammt von der Falbkatze ab
Um herauszufinden, wie genau die enge Bindung zwischen Mensch und Katze entstehen konnte, untersuchten die Wissenschaftler die Überreste von Katzen aus den vergangenen 9.000 Jahren. Die fossile DNA stammt von etwa 230 Katzen aus verschiedenen Regionen der Erde, etwa dem vorderen Orient, Ägypten und dem ehemaligen Wikingerreich.
Durch ihre Untersuchungen konnten die Forscher die bereits bestehende Annahme, die heutige Hauskatze stamme von der Falbkatze (Felis silvestris lybica) ab, bestätigen. Doch die Domestikation dieser Wildkatze verlief den Wissenschaftlern zufolge nicht stetig, sondern in zwei Schüben.
Domestikation in zwei Schüben
Die erste Annäherung zwischen Mensch und Katze fand vor 5.000 bis 6.000 Jahren zu Beginn des neolithischen Zeitalters statt. Vom vorderen Orient ausgehend verbreitete sich die Falbkatze gemeinsam mit den Bauern. In der Nähe der Menschen konnten die Katzen ausgiebig Jagd auf Nager machen, die sich an den Vorräten der Menschen zu schaffen machten. So hatten die Räuber etwas zu fressen, die Menschen weniger Last mit den Schädlingen – eine klassische Win-Win-Situation, aus der eine enge Bindung zwischen Mensch und Tier hervorging.
Die zweite Welle der Domestikation der Wildkatze fand in der Antike statt. Die Römer lernten die Falbkatzen durch die Ägypter kennen – und auf ihren eigenen Schiffen lieben. Während des römischen Reichs waren die wilden Katzen beliebte Passagiere. Schließlich waren sie die beste Waffe gegen Mäuse und Ratten. Auch die Wikinger hielten Nachfahren der ägyptischen Katze auf ihren Schiffen, um ihren wertvollen Proviant zu schützen.
Erste Züchtungen im Mittelalter
Die Linien beider Ausbreitungswellen vermischten sich schließlich und prägen das Bild unserer heutigen Hauskatzen. Erst während des Mittelalters erlangte die Katze dann auch gesellschaftliche Bedeutung und man fing an, Katzen nach bestimmten Merkmalen wie Fellzeichnungen zu züchten. Trotz all der Annäherung haben sich Katzen immer noch viele wilde Eigenschaften bewahrt – genetisch wie charakterlich. Forscher führen das auf die erste späte Züchtung zurück – die erste Annäherung zwischen Mensch und Katze geschah ganz natürlich und bedingungslos. Ob man deshalb tatsächlich von Domestikation sprechen kann, bleibt daher zweifelhaft.
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