Es klingt seltsam: Bei der Haltung von Hühnern lässt der Begriff „Käfighaltung“ die Alarmglocken jedes Tierschützers schrillen – in der Fischhaltung soll diese den großen ökologischen Durchbruch bedeuten. Was ist davon zu halten?
Überfischung und Zuchtfisch
Seit Jahrzehnten warnen Umweltschützer und Wissenschaftler vor den Folgen der Überfischung. Trotzdem wurde immer weiter gefischt, Fangquoten überschritten und illegale Fischerei nicht ausreichend geahndet. Der weltweite Fischbestand ist dadurch so stark zurückgegangen, dass befürchtet werden muss, dass die Netze bald leer bleiben.
Die Lösung des Problems soll nun Fisch aus Käfighaltung bringen. Die bisherige Methode hat allerdings kläglich versagt: Eine Massentierhaltung im Becken führt zu einer signifikanten Verunreinigung durch Exkremente. Die sogenannte „Aquakultur“ bringt noch weitere Probleme mit sich: Fische müssen mit Fischen gefüttert werden. Zur Aufzucht von 1000 Gramm Fisch für den Handel, müssen 4000 Gramm Fisch verfüttert werden, was nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht kein Erfolgsmodell ist.
Neue Methoden, alte Probleme
Die Hoffnung ruht jetzt auf einem neuen Prinzip, das vorsieht, dass Fische zukünftig wie im Klassenzimmer in separaten Altersstufen aufgezogen werden. Das Wasser wird mit biologischen Filtern aufbereitet und kann so dauerhaft für die Fischzucht genutzt werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich Parasiten im Fischbecken einnisten, was wiederum den Einsatz von Antibiotika minimiert.
Diese Zuchtmethode ist allerdings mit weitaus höheren Kosten verbunden, als bisherige Verfahren und wieder mal liegt es beim Verbraucher zu entscheiden, ob er bereit ist für eine ökologische Aufzucht mehr zu bezahlen. Zudem muss der Bestand mit dem Fang von wildlebenden Jungfischen aufgebaut werden – nach wie vor müssen also Unmengen von Fisch verfüttert werden, um Fisch für den Handel heranzuzüchten.
Immerhin ist es mittlerweile gelungen, einige Fischarten zu Vegetariern zu erziehen. Das Wachstum dieser Fische schreitet allerdings wesentlich langsamer voran und die endgültigen Auswüchse der Fische sind auch bei weitem nicht so beachtlich, wie die ihrer nichtvegetarischen Artgenossen. So muss man sich fragen: Kann Zuchtfisch überhaupt biologisch einwandfrei sein? Ein Becken ist kein natürliches Lebensumfeld, Wildfang allerdings ebenfalls ökologisch fragwürdig. Wer alles richtig machen will, müsste zu veganem Fischersatz greifen – aber nur mit Biosiegel.
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