„Der saß mal im Gefängnis.“ Dieser Satz löst erstmal einen Schock beim Zuhörer aus und hat Abwehrreaktionen zur Folge.
Klar, wer im Knast saß, hat ein Verbrechen begangen. Menschen reagieren skeptisch und ängstlich auf „Verbrecher“. Wer weiß, ob der Knast den nicht noch weiter versaut hat oder ob immer noch eine brutale Ader in der Person schlummert?
Betrachten wir den Fall mal von einer anderen Seite. Ein Mensch wird nach einer langen Zeit aus dem Gefängnis entlassen. Die Strafe ist endlich abgesessen, das Leben beginnt, hoffentlich, noch mal ganz von vorn. Allerdings hat sich soviel verändert. Von einfachen Dingen wie dem Fahrkartenschalter am Bahnhof bis hin zur Bürokratie. Dazu begegnet einem jeder, der „es“ weiß mit einer gewissen Distanz.
An dieser Stelle ist es wichtig, den Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. „Mit ehrenamtlicher Hilfe straffrei leben“ heißt ein Berliner Projekt, das von der „Aktion Mensch“ unterstützt wird. Ehrenamtliche Helfer zeigen hier soziales Engagement und betreuen Straffällige nach ihrer Entlassung. Diese Betreuung kann sehr unterschiedlich aussehen – Helfen bei Wohnungs- oder Arbeitssuche, Unterstützen beim Einkaufen. Oder einfach nur Reden. Vertrauen ist dabei sehr wichtig, ein Besuch in der Wohnung des Betreuten kommt allerdings nicht in Frage.
Die Betreuer tauschen sich untereinander aus. Wichtig ist dem Projekt die Begleitung der Klienten, bis sie „alleine weiterlaufen“ können. Man vergesse zwar nicht, dass man es mit einem Verbrecher zu tun habe, wolle aber auch nicht stigmatisieren, „schließlich haben die Menschen ihre Strafe abgesessen“, so Projektleiterin Krause.