Friede und Freude im Bunker

Eingestürzt, aufgeschüttet, zerbombt oder zum Museum deklariert – die meisten Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg wurden später nicht wieder für wohnliche Zwecke oder zur öffentlichen Nutzung freigegeben. Und mal ehrlich: Habt ihr Lust, in einem fensterlosen, unterirdischen Raum zu wohnen? Die Stadtverwaltung der zweitgrößten norwegischen Stadt Bergen hatte jedoch keinen Platz zu verschenken und suchte daher ein Architekturbüro, das ihren Bunker in eine strahlende Sportarena verwandeln sollte.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Bereits 2005 erhielten die Architekten des Büros CUBUS AS eine Anfrage der Stadtverwaltung Bergen. Der besagte Bunker befand sich in schlechtem Zustand in einer ohnehin heruntergekommenen Gegend. Die Sportarena sollte auch von der benachbarten Schule zu Unterrichtszwecken genutzt werden. Das Projekt klang spannend, doch schnell stellte sich heraus, dass die vorgegebene Fläche für das geplante Vorhaben nicht ausreichen würde und die Suche nach alternativen Standorten begann. Die Angelegenheit wurde zur Herzenssache, denn das geplante Bauprojekt sollte dem ärmsten Viertel der Stadt zugute kommen. Die letztlich gefundene Lösung war dann auch die geografisch naheliegende, denn man beschloss, die Schule in das Bauprojekt zu integrieren. Da für das Vorhaben nur wenig Geld zur Verfügung stand, wurde auch abgetragenes Baumaterial zur Wiederverwendung aufbereitet.

Vom Armen- zum Szeneviertel

Hell und freundlich sollte der Neubau sein. Das war gleich die nächste Herausforderung für die Architekten, denn es widersprach den Gegebenheiten des unterirdischen Bunkers, der ja einst unter dem Vorsatz errichtet worden war, seine Insassen zu schützen. Da Schule und Bunker zudem denkmalgeschützt waren, entwickelte sich das Bauvorhaben zu einer harten Nuss. Doch die findigen Architekten änderten kurzerhand die Vorsätze: Statt den Bunker baulich zu verändern, trug man einfach die Erde um ihn herum ab und machte somit aus dem Keller zumindest teilweise ein erdgeschossiges Gebäude. Auch sonst wurde jede Möglichkeit genutzt, um das Bauwerk heller zu gestalten: Türen wurden verglast und schmale Fensterrahmen eingebaut, um die Verglasungsfläche zu vergrößern. Die Schule gewann sogar noch einen Pausenhof dazu, der sich auf dem Dach der Sportarena befindet. Fast neun Jahre Arbeit machten aus dem tristen Schutzraum kriegerischer Zeiten eine Wohlfühloase. Durch den Neubau wurde nicht nur die Schule, sondern die gesamte Gegend aufgewertet, denn nach Schulschluss kann die visionäre Sportarena für Freizeitaktivitäten wie Konzerte, Theateraufführungen und Musicalaufführungen genutzt werden.


Bildquelle: Thinkstock, iStock, Alfaproxima

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