Wer bislang durch die Neuhöfer Straße des Hamburger Stadtteils Wilhelmsburg fuhr, bekam schon von weitem den beunruhigenden Anblick des ehemaligen Flakturms VI, der den Deutschen während des Zweiten Weltkriegs als Luftabwehrbunker diente. Verwittert und baulich ungenutzt, bildete er später lediglich ein überlebensgroßes Mahnmal vergangener Ereignisse. Im Januar 2011 fiel dann der Startschuss für eine neue Ära des monumentalen Bauwerks. Künftig sollte der Betonbau Solaranlage, Blockheizkraftwerk und Wärmespeicher in einem sein. Am 29. November 2013 bekam das umfunktionierte Bauwerk, das sich fortan „Energiebunker“ nennt, den Europäischen Solarpreis von der Vereinigung für erneuerbare Energien – genannt: Eurosolar.
Der bauliche Charakter wurde für die neue Bestimmung kaum verändert – auch weiterhin soll das Gebäude als Mahnmal verstanden werden, nebenher aber weite Teile von Hamburg-Wilhelmsburg mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Dafür wurde das Bauwerk mit einer Solarhülle ausgestattet und einer Photovoltaikanlage bestückt, die 3000 Megawattstunden Strom erzeugt. Das Innere des Gebäudes ist mit einem Biogas-Blockheizkraftwerk, einer Holzfeuerungsanlage und einem Pufferspeicher mit 2000 Kubikmetern Wasser ausgestattet, welches durch die Abwärme eines benachbarten Industriebetriebs erhitzt wird. So können bis zu 3000 Haushalte mit Wärme und 1000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Ausserdem: Warme Getränke und weitläufige Aussicht auf Hamburg, dürfen die Besucher im Café auf dem Dach des Bunkers erwarten.
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