Wer dieser Tage in China Urlaub macht und sich an die entsprechenden Orte begibt, wird kaum merken, auf einem anderen Kontinent zu sein. In Tianducheng steht eine 108 Meter hohe Kopie des Eifelturms, in Thames Town bei Shanghai passen uniformierte Sicherheitsmänner der Königlichen Palastwache darauf auf, dass die Statue von Churchill nicht geklaut wird und die Schlösser von Peking sind nur dadurch von ihren französischen Vorbildern zu unterscheiden, dass es in Frankreich nicht so viele auf einem Haufen gibt.
Für China ist dies auch ein Ausdruck von neuem Selbstbewusstsein. Man möchte zeigen, dass man den Industriestaaten in nichts nachsteht. Andererseits wird deutlich, dass China mit dem Westen sympathisiert, während bei uns immer noch eine gewisse Zwiespältigkeit herrscht.
Europa 2.0
China kopiert nicht nur, sondern verbessert auch. Geografische und finanzielle Engpässe, die den Originalen ganz klare Grenzen gesetzt haben, sind in China quasi nicht vorhanden. Neureiche Geschäftsleute möchten nach einem Jahrhundert der unauffälligen Emsigkeit, endlich etwas Exzentrik ins Spiel bringen.
Manch einer ärgert sich über chinesischen Plagiate, andererseits: Auch der Westen kopiert China mannigfaltig. Pseudochinesische Fertiggerichte, pinkfarbene Buddhaköpfe aus Plastik und Porzellan in den Möbelhäusern, die man im Buddhismus wohl als Blasphemie bezeichnen würde. Statt China ständig als Bedrohung zu empfinden, könnte man sich zur Abwechslung auch mal geschmeichelt fühlen, schließlich ist dieses Verhalten auch ein Ausdruck von Zuneigung. In China weiß man viel mehr über den Westen, als umgekehrt. Während man in Deutschland den Atemzug jedes amerikanischen B-Promis im Gesicht spürt, bekommen wir vom Tagesgeschehen in Fernost so gut wie nichts mit. Keine Stars und Sternchen, kaum Filme, allenfalls den bescheidenen Schriftzug „Made in China“ auf einem Billig-Produkt. Dabei wäre es langsam an der Zeit, sich mit dem Land zu beschäftigen.
Schnelle Entscheidungen, schnelle Realisation
Deutsche Architekturbüros haben dies längst begriffen und arbeiten sehr gerne mit den chinesischen Kollegen zusammen. Projekte werden dort nämlich mindestens doppelt so schnell realisiert, Entscheidungen sehr viel schneller getroffen und manchmal kommt mehr dabei raus, als erwartet, wie die Mitanbieter des Münchner Architekturbüros Henn erfahren konnten. So wurden aus den ursprünglich zwei in Auftrag gegebenen Wolkenkratzern am Ende zehn.
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