Der Anstieg der Arbeitskosten in Deutschland hat sich im dritten Quartal 2013 zwar etwas verringert, dennoch sind die deutschen Bruttoeinkommen und Lohnnebenkosten stärker angestiegen als in den meisten übrigen Staaten der Europäischen Union.
Anstieg der Arbeitskosten in Deutschland doppelt so hoch wie im EU-Schnitt
Die Arbeitskosten ergeben sich aus den Bruttoeinkommen und den Lohnnebenkosten. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Arbeitskosten im dritten Quartal nur noch um 1,6 Prozent. Dabei erhöhten sich Bruttoverdienste um 1,7 Prozent, die Lohnnebenkosten nahmen um 0,9 Prozent zu. Laut Statistischem Bundesamt war das der geringste Anstieg seit dem letzten Quartal im Jahr 2010. In den ersten beiden Quartalen des Jahres 2013 lag der Anstieg noch bei 4,1 bzw. 2,0 Prozent. Trotz dieses schwächeren Anstiegs sind die Arbeitskosten in Deutschland stärker als im EU-Durchschnitt gestiegen. Eine Arbeitsstunde im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich kostete hierzulande etwa 2,0 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass der Anstieg der Arbeitskosten in der EU für den gleichen Zeitraum im Durchschnitt mit 0,9 Prozent nur etwa halb so hoch lag.
Deutschland hat hohe Arbeitskosten – aber auch eine hohe Produktivität
Bei den Arbeitskosten liegt Deutschland an achter Stelle aller EU-Staaten, mithin im oberen Drittel. Die deutschen Unternehmen müssen für eine Arbeitsstunde inklusive der Arbeitgeberanteile für soziale Abgaben sowie Aus- und Weiterbildung durchschnittlich 31 Euro aufwenden. Dabei liegen die durchschnittlichen Kosten für eine Arbeitsstunde in der Industrie mit 35,10 Euro deutlich über denen im Bereich Dienstleistung (28,40 Euro). Obwohl die Arbeitskosten in Deutschland im EU-Durschnitt relativ hoch sind, geht es dem deutschen Arbeitsmarkt relativ gut. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich mit der Arbeitsproduktivität der Beschäftigten hierzulande erklären, welche die hohen Arbeitskosten mehr als ausgleicht. Auch die moderate Entwicklung der deutschen Arbeitskosten im EU-Vergleich seit dem Jahr 2000 ist ein wesentlicher Faktor für die relativ positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt gegenüber der Beschäftigtenzahlen in den meisten anderen EU-Staaten. Die hohe Qualität der deutschen Produkte bei moderat steigenden Lohnstückkosten sind wesentliche Gründe für die hohe Exportquote der deutschen Wirtschaft.
Forscher fordern Ankurbelung des deutschen Binnenmarktes
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erwartet eine Trendwende und die dort tätigen Forscher sind der Auffassung, dass die zunehmende internationale Kritik an den deutschen Exportüberschüssen ernst genommen werden müsse. Die Löhne in Deutschland sollten nach Meinung des IMK noch stärker anwachsen, die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Damit könne die Binnennachfrage angekurbelt werden, denn die deutsche Wirtschaft dürfe nicht nur vom Export abhängen. Zu diesem Thema finden Sie auch auf folgender Seite weitere Informationen.
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