Während die einen fast hysterisch vor dem Klimawandel warnen, verharmlosen ihn andere oder leugnen ihn gar. Wie stark sich die Erde erwärmt, wie verlässlich Klimaprognosen sind und wie schlimm der Klimawandel ist – dafür gibt es bei den Wissenschaftlern ganz unterschiedliche Meinungen. Zwei Insider geben nun einen Einblick wie weit sich viele der Klimaforscher durch ihre Nähe zur Politik und Macht korrumpieren lassen.
Ist die Unabhängigkeit der Klimaforschung gewährleistet?
Dieser Frage geht einer der bedeutendsten Klimaforscher zusammen mit einem Sozialforscher nach und zeichnet dabei ein Bild von den Seilschaften unter den Klimaforschern. Hans von Storch, der beim Helmholtz-Zentrum Geesthacht GKSS arbeitet, erzählt in dem Buch „Die Klimafalle“ seine persönliche Geschichte und zeigt den Aufstieg und die Krisen der Klimaforschung, in der er selbst seit den 1970er Jahren tätig ist. Unterstützt wird er in dem Buch durch den Ethnologen Werner Krauß, der den „Stamm der Klimaforscher“ mit den Methoden seines Fachgebiets analysiert. Die beiden Autoren wollen dabei mitnichten den Klimawandel herunterspielen und stellen ihn als ernstes Problem unserer Zeit dar; was sie aber kritisieren, ist das Machtstreben und die allzu große Nähe zur Politik.
Klimaforschung im Dienst der Politik
So meinen von Storch und Krauß, dass die Klimaforschung von der Politik gekidnappt worden sei, um so ihre Entscheidungen als alternativlos verkaufen zu können. Die Forscher wollten Politik mitgestalten und würden sich so im Spiel der Interessen zerreiben. Eine kritische Distanz zwischen Wissenschaft und Politik sei bei der aktuellen Klimadebatte nicht gegeben und daher wird der UNO-Klimabericht als eine „Gemeinschaftsproduktion von Wissenschaft und Politik“ bezeichnet. Das Beharren auf einer Wahrheit macht die Wissenschaft aber unseriös. So fordern auch Forscherkollegen wie der Klimaökonom Ottmar Edenhofer aus dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ein „neues Modell der Politikberatung“. Die Wissenschaft sollte der Politik die Abwägung von Mitteln und Zielen nicht abnehmen, sondern vielmehr wissenschaftliche Grundlagen liefern. Viele Wissenschaftler glauben aber, nur verstanden zu werden, wenn sie bereits klare politische Empfehlungen formulieren würden.
Eine Streitschrift für einen neuen Umgang mit der Politik
Das Buch „Die Klimafalle“ gibt einen guten Einblick in das Forschungsfeld der Klimatologie, indem eine gesunde wissenschaftliche Streitkultur durch den politischen Druck verpönt ist. Aufgabe der Politik sei es Konsens zu finden, Wissenschaftler sollten lediglich die Fakten liefern und sich nicht von politischen Zielen vereinnahmen lassen, meinen die beiden Autoren und finden damit auch bei einigen Kollegen Zustimmung.
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