Mit ihrem Roman „Am Ende war die Tat“ tritt Elizabeth George heraus aus der üblichen Schilderung der Ereignisse um Inspektor Lynley und Sergeant Havers und schildert die düsteren Lebensumstände von Joel, dem Jungen, der für den Tod von Lynleys Frau und ihrem ungeborenen Baby verantwortlich ist.
Elizabeth George wagte sich mit diesem Roman auf ein neues Terrain. Ihr Buch kann nicht als Krimi bezeichnet werden, es handelt sich vielmehr um eine ernste Milieustudie, die eine starke Betroffenheit beim Leser hervorruft und nicht nur gesellschaftliche Abgründe aufzeigt, sondern auch die Nähe zwischen einem Leben in der guten Gesellschaft und dem der sozialen Verlierer.
Die Handlung
Der Roman ist bestimmt von einer einzigen Frage: Was hat den erst zwölfjährigen Joel Campbell zum Mord an der schwangeren Lady Helen getrieben? Die Autorin geht in der Handlung dieser Frage auf den Grund.
Am Anfang gibt es sie noch – die Hoffnung auf ein besseres Leben. Gloria Campbell verspricht es ihren Enkeln, nur um sie dann zu ihrer Tochter Kendra abzuschieben und alleine nach Jamaika zu reisen, mit der leeren Versprechung, die Kinder irgendwann nachkommen zu lassen.
In einer neuen Gegend, in der andere Gesetze gelten, muss Joel bald erkennen, dass die Situation zunehmend hoffnungsloser und schlimmer wird.
Seine fünfzehnjährige Schwester Ness versinkt immer weiter im Drogenmilieu, während sein kleiner Bruder Toby vor der Gewalt von Jugendgangs geschützt werden muss. Dafür geht Joel einen verhängnisvollen Pakt ein, mit Blade, einem berüchtigten Drogendealer und dem Geliebten seiner Schwester.
Bedrängende Hoffnungslosigkeit
Beim Lesen des Romans ist man von steigender Verzweiflung gepackt. Man möchte die Figuren am liebsten bei den Schultern nehmen, sie schütteln und dazu auffordern, sich zu besinnen und den Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wohl wissend, dass das eigentlich unmöglich ist.
Gerade das ist es, was einen als Leser in den Bann zieht, ein Gefühl der Hilflosigkeit, wenn man miterlebt, wie alles unweigerlich von einem katastrophalen Zustand zum nächsten führt.
Man kann nur den Hut ziehen vor Elizabeth George, die sich mit diesem Roman zwar auf neues Terrain, das aber sehr erfolgreich, gewagt hat. Inzwischen hat sie ihre Krimi-Reihe um Inspektor Lynley fortgesetzt und man darf gespannt sein, ob und wann sie mal wieder einen Ausflug in die Welt des Gesellschaftsromans wagt.
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