Axel Hacke gewährt uns mit Humor und Gelassenheit Einblick in sein Liebesleben, sodass man sich zwar am Ende nicht beraten, aber irgendwie getröstet fühlt.
Axel Hacke, der heute als Journalist und Schriftsteller in München lebt, schreibt für das Magazin der Süddeutschen eine Alltagskolumne. Die Geschichten in „Das Beste aus meinem Liebesleben“ stammen auch zum Teil aus älteren Kolumnen. Er holte diese Geschichten und Anekdoten für die Arbeit mit seiner Frau Ursula Mauder, die Jazzsängerin ist, an „Das Beste aus meinem Liebesleben: Geschichten und Songs über die Liebe an guten und schlechten Tagen“, heraus. Nun ist aus der Zusammenarbeit für das Hörbuch auch ein kleines Büchlein mit alten und neuen Geschichten entstanden.
Axel Hacke hat es lieber, wenn die Zahnpastatube steht
Der Erzähler und seine Ehefrau Paola sind seit über 10 Jahren verheiratet und sehr verschieden. Während er alles gern genau geplant hätte, fordert sie mehr Spontanität, auch wenn sie schon vor 10 Minuten bei Freunden hätten eintreffen sollen, ist sie noch im Bad und föhnt sich die Haare. Er hat gerne einen Stuhl im Schlafzimmer stehen, auf dem er Sachen ablegt. Wohingegen sie der Meinung ist, der Stuhl sei zum Sitzen da. Er hätte gerne, dass die Zahnpastatube steht, sie legt sie aber immer hin. So unterschiedlich die beiden auch seien mögen, Axel weiß ganz genau, was er an seiner Paola hat. Mit einer ordentlichen Portion (Selbst-)Humor, hält Axel Hacke Paaren den Spiegel vor.
Die Banalitäten des Alltags ergründen
Vieles, das Axel Hacke beschreibt, hat man schon einmal so oder in abgewandelter Form gelesen. Doch anders als ein Mario Barth, der alles in schwarz und weiß, Mann und Frau, definiert, stellt man fest, dass Hacke differenziert und viele kleine Beobachtungen macht. „75 Prozent aller Frauen hoffen bei der Hochzeit, dass sich ihr Mann im Lauf der Ehe ändert. Aber 75 Prozent der Männer hoffen bei der Hochzeit, dass sich ihre Frau im Lauf der Ehe nicht ändert.“ Dieser Widersprüchlichkeit geht er auf 120 Seiten in 40 kleinen Geschichten, auf den Grund.
Man, Einer, Jemand – Wunderbar
Axel Hacke schreibt modern und geistreich. Die Beobachtungen sind so treffend, dass man ein bisschen vor sich selbst erschrickt. Doch es sind nicht immer die Geschichten an sich, die überzeugen. Z.B. die Geschichte über „Man, Einer und Jemand“, hat mich sehr gefreut, da jeder diese (eigentlich) sprachliche Unart kennt und verwendet. Die Art und Weise, wie man (!) etwas äußert, das einer (!) genauso selbst machen könnte, aber jemand (!) nicht tun will. So müsste in der Geschichte endlich einmal Jemand oder Man oder Einer die Christbaumkugel, die schon seit einem halben Jahr auf der Kommode liegt, in den Keller bringen.
Kein Ratgeber, aber ein Geschenk
Der Untertitel des Buches ist ironisch aufzugreifen. Axel Hacke hat keinen wirklichen Beziehungsratgeber geschrieben, denn er weiß auch nicht mehr als seine Leser. Es ist auch kein Männerratgeber, obgleich es aus der männlichen Perspektive geschrieben ist. Vielmehr kann sich auch Frau dabei zurücklehnen, über ihn und Paola lachen, und wenn man das Buch zur Seite legt, über sich und seinen eigenen Partner.
Es ist ein ideales Geschenk für Paare, die schon seit Jahren verheiratet sind, aber genauso auch für Paare, die noch nicht lange zusammen sind. Oder für alle, die sich über den Beziehungssumpf amüsieren wollen. Mitnehmen kann man von dem Buch vor allem, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist. Und kann feststellen: „Ach, anderen Paaren geht’s genauso.“
Axel Hacke (2011): Das Beste aus meinem Liebesleben – Ein kleiner Beziehungsratgeber. Kunstmann, München.
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