Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts

Eugen Ruge hat mit seinem Debütroman, der teilweise autobiographische Züge hat, aber auch eine deutsche Familiengeschichte der letzten 50 Jahre ist, die Kritiker überrascht.

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist Eugen Ruges erster Roman. Der 57 jährige erhielt sogar, obwohl sein Buch erst im Herbst 2011 erschienen ist, schon 2009 für sein Romanmanuskript den Alfred Döblin Preis. Dies beschaffte ihm noch beste Aussichten auf den Deutschen Buchpreis, der ihm dieses Jahr auch verliehen wurde. Wie viele sagen, sei sein Roman die perfekte Mischung für den Deutschen Buchpreis gewesen, da es sich bei „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ um ein Stück deutsche Geschichte in Form eines Familienromans handelt.

Eugen Ruges Debüt-Familienroman

Der Roman erzählt eine Familiengeschichte, die über vier Generationen geht. Beginnen tut sie bei Charlotte und Wilhelm, die während des Zweiten Weltkriegs nach Mexiko geflüchtet waren, und nun in den fünfziger Jahren wieder nach Deutschland zurückkehren. Als überzeugte Kommunisten, möchten sie am politischen Geschehen der DDR teilhaben. Ihr Sohn Kurt, der 15 Jahre in einem Arbeitslager gefangen war, folgt ihnen in den siebziger Jahren, mit seiner russischen Frau Irina. Ihre beiden Söhne, von denen einer Alexander, das Alter-Ego des Autors, ist, verbringen ihre Kindheit und Jugend in einem mehr oder wenigen gewöhnlichen Elternhaus in der DDR. Als jedoch 1989 die Grenze fällt, geht Alexander in den Westen. Die letzte Generation in „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist der jugendliche Markus, Alexanders Sohn.

Von der Utopie des Sozialismus zum Schicksal des Einzelnen

Alexander, der nach einer Krebsdiagnose („Nicht operabel.“), aussteigt, lässt seinen demenzkranken Vater zurück in Deutschland. Er reist nach Mexiko, wo vor 50 Jahren die Geschichte seiner Familie begann. Dort weiß er jedoch auch nicht so recht, was er nun da soll, findet aber in alten Schellack-Platten ein Stück Heimat wieder. „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist eine Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die anhand der Geschichte einer Familie, gespiegelt wird.

Das „abnehmende Licht“ ist der rote Faden, der sich durch den gesamten Roman zieht. So schreibt er: „In Slawa wurden jetzt die Kartoffeln gemacht, die ersten Feuer rauchten schon, das Kartoffelkraut brannte, und wenn erst mal das Kartoffelkraut brannte, dann war sie gekommen, unwiderruflich: die Zeit des abnehmenden Lichts.“ Diese Zeit repräsentiert den immer schwächer werdenden Sozialismus. Mit dem immer mehr zerbröselnden Staat, der schließlich 1989 zerbricht, zerbricht auch diese Familie.

Wunderbar, die schnörkellose Sprache

Ruge hat seinen Roman sehr schnörkellos aufgebaut. Er schreibt geradezu schlicht, leicht verständlich und sehr gradlinig. Wie Spiegel Online schreibt, kann man sehr schön das Handwerk eines Drehbuchautors, der Ruge auch ist, erkennen. Die Stärken des Romans liegen nicht in den Schilderungen alter Verhältnisse, sondern vielmehr in kleinen Beobachtungen am Rande, die mit einfließen lässt. Der Roman ist alles andere als konventionell. Er beschreibt vielmehr sehr trefflich, den Verfall einer Familie in Zeiten 50 jähriger deutscher Geschichte.

Eugen Ruge (2011): In Zeiten des abnehmenden Lichts. Roman einer Familie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg.

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