Charlotte Link lässt das Schreiben nicht. Aber das ist auch gut so, denn sie hat schon viele spannende und erzählerisch großartige Romane abgeliefert. Einer von ihnen ist „Das andere Kind“.
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Das andere Kind – Charlotte Link in Hochform
Nach dem grausamen Mord an einer jungen Studentin in dem Küstenort Scarborough tappen die Ermittler lange Zeit im Dunkeln, bis plötzlich ein Verbrechen geschieht, das erschreckende Parallelen zu dem Mord an der Studentin aufweist. Als nämlich nach einer Verlobungsfeier eine ältere Dame aufgrund eines Streits überhastet aufbricht, läuft sie ihrem Mörder in die Arme und wird auf dieselbe Art getötet, wie die junge Frau zuvor.
Allerdings fällt es den Ermittlern anfänglich schwer, Parallelen zwischen den beiden Opfern herzustellen. Aber nach einiger Zeit wird klar, dass es einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen geben muss.
Mit der Zeit offenbaren sich jedoch die Beziehungen zwischen den Figuren und es dürfte klar sein, dass der oder die Täter/in zum Kreis der Gäste der Verlobungsfeier gehört.
Die Polizistin Valerie Almond tut sich lange Zeit schwer, die Konflikte zwischen den Familienmitgliedern zu erkennen. Es offenbart sich jedoch mit der Zeit ein finsteres Familiengeheimnis, das bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht, als ein kleines Kind auf ungeklärte Weise verschwand.
Fazit
Den perfekten Krimi zu schreiben, dürfte wohl mit einigen Ausnahmen kaum jemanden gelingen. Und auch hier ist es Charlotte Link nicht gelungen, auf der ganzen Linie zu überzeugen. Ihr größter Fehler ist, dass sie keinen Fokus auf eine bestimmte Figur setzt. Somit fällt es dem Leser wahrlich schwer, sich in eine der Personen hinein zu versetzen. Die Darstellung der Charaktere bleibt leider fade und blutleer. Auch die Auflösung der Familientragödie ist nicht gerade ein Highlight und kommt unglaubwürdig daher. Zudem wird die Konstruktion der Erzählung von vielen Mängeln begleitet.
Wer sich aber von den eben genannten Kritikpunkten nicht abschrecken lässt (und auch nicht sollte), kann sich getrost auf Charlotte Links spannende Erzählkunst einlassen. Der Autorin gelingt es, mittels einfacher Sprache Spannung aufzubauen und den Leser ständig auf falsche Fährten zu schicken. Somit ist Das andere Kind ein typischer Whodunit-Krimi geworden, der sich an den klassischen britischen Krimis orientiert und zeigt, „wozu der Mensch fähig ist, wohin Eigennutz, Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit führen können und was jahrzehntelang verdrängte Schuld auslösen kann“.
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