Flüsterkind ist die Geschichte eines missbrauchten Mädchens, das erst nach vierzig Jahren ihr Schweigen brechen und die grausame Wahrheit ans Tageslicht bringen kann.
Durch Zufall fiel mir der Spiegel-Bestseller von Mona Michaelsen in die Hände. Ein fünfjähriges Mädchen, vom Stiefvater missbraucht und von der Mutter ungeliebt, erzählt nach vierzig Jahren, wie sie als Kind durch die Hölle ging. Eine Biographie, die ins Mark geht, erschüttert, aufwühlt und sehr, sehr nachdenklich stimmt.
Die Mutter ignorant, nur auf sich selbst bezogen, lässt ihre Kinder verwahrlosen und angelt sich einen saufenden Taugenichts zum Mann. Dieser „Mann“ steigt nachts zu der kleinen Mona ins Bett, bald auch zu Monas Schwester und das Grauen nimmt seinen unaussprechlichen Lauf. Doch Mona kämpft, das Mädchen gibt nicht auf. Ihre „Familie“ schafft es nicht, das nach Liebe hungernde Kind zu zerbrechen.
Mein Fazit? Puuuuh, ambivalent. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages verschlungen, aber es war definitiv nicht schön. Man taucht in einen Abgrund hinein und muss sich nach dem Auftauchen unwillkührlich fragen, ob die Welt ein bösartiger, grauenhafter Ort ist. Andererseits ist die Ehrlichkeit der Autorin rührend und viele Betroffene fühlen sich durch dieses Werk sicher getröstet. Die Schreibe ist einfach, nicht herausragend, aber sehr gut verständlich und in einer Art, die das Lesen bequem gestaltet.
Ich empfehle das Buch unter Vorbehalt weiter: Man sollte es nicht aus „Interesse“ lesen, wenn man ein zartbesaitetes Gemüt hat, sondern sich lieber anderen Werken zuwenden. Hat man jedoch selbst eine Beziehung zu derartigen Themen, mag diese Biographie tatsächlich etwas geben. Ansonsten ist es immer sehr lesenswert, wenn man für sich etwas daraus lernen oder herausziehen kann, ansonsten tut das Lesen oft einfach nur in der Seele weh. So ging es zumindest mir.
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