Der Titel lässt den Leser erst einmal mit hochgezogener Augenbraue an einen mittelklasse Porno denken, als an Literatur, die sich unter Bestsellern wiederfindet.
„Die Tochter der Wanderhure“ – allein schon der Name klingt so unanständig, dass man das Buch errötend sofort in die Hand nehmen muss, um den Klappentext zu lesen. Dieser ernüchtert vorerst heiß gelaufene Gemüter 😉 : Es handelt sich hierbei um einen historischen Roman aus dem Mittelalter und um die intrigante Gesellschaft, die damals unter Herrschaft des Königs stattgefunden hat. Im Zentrum steht dabei die Familie Kibitzstein, hauptsächlich geht es um die Tochter der ehemaligen“Wanderhure“ (ein vorheriger historischer Roman von Iny Lorentz).
Wenn ich auf der Suche nach einem neuen Buch bin, denke ich ja oft, dass man bei Bestsellern gar nicht viel falsch machen kann. Das ist aber falsch gedacht, wie ich mal wieder feststellte. Ich hoffe, die Autorin liest hier nicht mit, denn ich finde das Buch einfach furchtbar. Es ist unsagbar kitschig, psychologisch oft einfach unlogisch und unglaublich langgezogen. Ich tat bei diesem Buch etwas, das für mich eigentlich unter die Kategorie Todsünden fällt: Ich überschlug ganze Seiten, gar ganze Kapitel, weil ich es einfach nicht mehr ertrug. Politische, langatmige, staubtrockene Debatten ziehen sich seitenweise wie ein langer Kaugummifaden durch den Roman und nerven, nerven und nerven.
Wie gesagt, dass Buch ist seeeehr politisch und die Geschichte läuft und läuft nicht an, wenngleich ich die Protagonistin Trudi eigentlich sehr mag. Eine freche Rotzgöre mit Verstand und Charme, die man irgendwie mögen muss. Zudem kann man das Handlungsgeschehen oft vorher sagen, es passiert nicht sehr viel überraschendes.
Dennoch – die Autorin erlaubt dem Leser einen relativ intimen Einblick in das damalige Leben. Besonders die Beziehung zwischen Dienstmägden und Herrschaften empfand ich als hevorragend und überzeugend heraus gearbeitet, das hat mir sehr gefallen. Jedoch reichte das für mich noch nicht, um mich vom Rest der Geschichte zu überzeugen. Zwar gibt es durchaus interessante Handlungsstränge, aber die Politik erschwert die Spannung ernorm und zieht sie immer wieder runter.
Mein Fazit?
Naja. Nicht unbedingt lesenswert. Zwar ist es historisch eigentlich recht interessant, aber ich denke, es gibt besser durchdachte Werke, die einen noch tieferen Einblick in damalige Historie erlauben. Die „Tochter der Wanderhure“ ist geschrieben von Iny Lorentz und erschien im Knaur-Verlag.