Atemschaukel ist der neue Roman der Anfang des Monats mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten, deutschen Schriftstellerin Herta Müller. In dem im August 2009 erschienenen Buch beschreibt sie eindrucksvoll und sehr bildlich das Überleben eines 17 jährigen Jungens in einem sowjetischen Deportationslager nach Endes des 2. Weltkriegs.
Von Atemschaukel und Hungerengel – der neue Roman von Herta Müller
Atemschaukel, Herzschaufel, Hungerengel – Worte, die sich leise/laut gelesen anfühlen wie das Rascheln von Laub, eine Gänsehaut, fein wie ein Spinnennetz, auf der Haut hinterlassen. Poetisch, ein bisschen verspielt, jedoch nie kitschig – stehen sie doch im krassen Kontrast zum Inhalt des Romans „Atemschaukel“ der Nobelpreisträgerin für Literatur 2009, Herta Müller. Und genau das scheint es zu sein, was dieses großartige Stück Literatur ausmacht: Das Leid, die Not, Verzweiflung im Vorhof des Todes – eben das Leben im sowjetischen Arbeitslager, das kaum jemand lebendig verlässt, welches durch die gewaltige Bildsprache dem Leser so unglaublich nah geht. Die Geschichte ist die eines 17 jährigen Jungens, der zur deutschen Minderheit im rumänischen Siebenbürgen gehört und zu Ende des 2. Weltkrieges in ein sowjetisches Arbeitslager geschickt wird.
„Ich weiss du kommst wieder“ – sagt die Großmutter am Abend der Deportation zu ihrem Enkel, dem dieser Satz 5 Jahre lang trotzig, fast sarkastisch, nicht aus dem Kopf geht, während er in einem Alter, in dem andere die erste Liebe erleben, einen Alltag erfährt, in dem Leichen gefroren werden, weil sie in dem Zustand leichter zu zerhacken und in einem Loch zu verscharren sind. Hunger, Kälte, Angst und Tod werden triste Normalität in einem Leben, das eigentlich keins mehr ist. Doch er lässt sich nicht entmutigen und verlässt nach 5 Jahren Leid und Horror das Deportationslager als Überlebender.
Nobelpreisträgerin für Literatur 2009
Herta Müller, selbst als Tochter einer deutschen Familie in Rumänien geboren, entwickelte die Idee zu „Atemschaukel“ in Zusammenarbeit mit dem Lyriker Oskar Pastior. Die Geschichte basiert auf Erinnerungen und Erzählungen des von 1945-1949 in einem sowjetischen Deportationslager inhaftierten Dada-Poeten, der während der Buchmesse 2006 plötzlich verstarb. Herta Müller stellte das Buch, das es ins Finale des Deutschen Buchpreises schaffte, anhand von Notizen, die sie während der Gespräche mit Pastior machte, fertig und bekam am 08. Oktober für ihre „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ in ihren Werken den Nobelpreis für Literatur verliehen.
„Atemschaukel“ von Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller erschien am 17. August 2009 als gebundene Ausgabe im Hanser Verlag.
Hier gibt es eine Leseprobe
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