Mit seinem neuen Kriminalroman „Kalte Wut. Der Fall Ellen Rinsche“ rekonstruiert der Journalist Volker Mauersberger anhand von Zeitungsreportagen und original Prozessakten einen der erschütterndsten Morde der Deutschen Nachkriegszeit.
Sie lebt in einer Villa in der westfälischen Mittelstadt Gevelsberg. 38 Jahre alt, verheiratet, ein Kind. Nach außen ist die Idylle perfekt. Lediglich die Sonnenbrille, die Ellen Rinsche auch trägt, wenn die Sonne nicht scheint, lässt vermuten, dass es dort etwas gibt, was sie lieber verbergen würde.
1949 zerbricht die Fassade.
Ein Schreck geht durch die Nachkriegsnation. Ellen Rinsche erschlägt ihren Mann Josef. Mit einem Zollstock misst sie haargenau aus, wie groß die Teile seines Körpers sein müssen, um die zerstückelte Leiche mit Hilfe von Kinderkarre und öffentlichen Verkehrsmitteln abtransportieren und verstecken zu können. Doch der Fall fliegt auf.
Kalte Wut: Mord oder Notwehr?
Volker Mauersberger, der in den 50ern seine Karriere bei der Lokalzeitung Gevelsberg begann, beschreibt nüchtern und sich am Geschehen orientierend die genauen Vorkommnisse der Tat, die ihn bis heute nicht los ließ. Jedoch steckt hinter dem Fall mehr als das Schreckensporträt einer „kaltblütigen Mörderin“, welches die Medien dieser Zeit von Rinsche skizzierten.
Der Autor liefert eine sozial-geschichtliche Analyse der Tathintergründe ab. In seinem Buch durchleuchtet er das oft tabuisierte Thema der häuslichen Gewalt, welches zum damaligen Zeitpunkt noch keinen gesetzlichen Tatbestand erfüllte. So war Josef Rinsche ein Tyrann, der seiner Frau über Jahre hinweg das Leben zur Hölle machte, bei kleinsten Problemen zu unkontrollierten Wutanfällen neigte und mit brutalen Schlägen reagierte.
Mauersbergers Kriminalroman als Milieustudie
Das Buch zeichnet aber auch das psychologische Bild einer Abhängigkeitsbeziehung zwischen der aus wohlhabendem Hause stammenden Ellen und dem Beamtensohn Josef Rinsche, eine Hassliebe, aus dieser der einzige Ausweg der Mord an den Gatten zu sein scheint.
„Kalte Wut“ ist somit mehr als ein Kriminalroman, man kann ihn als ein Stück Medien- und Frauengeschichte betrachten.
Im Gespräch mit dem Autor erfährt man hier, warum er sich trotzdem für die literarische Form des Romans entschieden hat. Schwachen Gemütern wird bei den detailreichen Schilderungen der Tat jedoch das Blut in den Adern gefrieren.
Volker Mauersberger – „Kalte Wut. Der Fall Ellen Rinsche“, ist im August 2009 als gebundene Ausgabe im Emons Verlag erschienen.
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S. Uske
28. September 2009 at 16:52
Der Ort heißt Gevelsberg und nicht Grevelsberg!