Mit „Das Alptraumreich des Edward Moon“ gelang dem englischen Schriftsteller Jonathan Barnes ein echter Coup: Aus dem Nichts katapultierte sich das eher ungewöhnliche Buch in die Herzen vieler, so auch in meins. Sein ungewöhnlicher und geschickt konstruierter Stil überraschte und das eine oder andere Mal musste man auch laut loslachen.
Nun ist das zweite Buch von Jonathan Barnes, „Das Königshaus der Monster„, erschienen. Alte Bekannte tauchen auf, doch ist die Geschichte im Großen und Ganzen eine neue.
Das gesamte britische Empire, ja, sogar die ganze Welt, ist bedroht. Einst schloss Queen Viktoria einen teuflischen Pakt um die Herrschaft ihrer Familie und die Zukunft des Reiches zu sichern. Ihr „Unterstützer“ war kein geringerer als der mächtige Leviathan. Im Gegenzug versprach sie ihm London.
Das Direktorium, die geheimste aller britischen Geheimorganisationen und bereits bekannt aus „Moon“, konnte den Leviathan schon einmal aufhalten, doch nun ist er zurück.
Eineinhalb Jahrhunderte sind vergangen und wir befinden uns im London von heute: Harold Lamb ist ein absoluter Durchschnitsbürger wie er im Buche steht, sogar noch drunter: Er arbeitet bei der staatlichen Archivverwaltung, hatte mit Mitte 30 immer noch keine Freundin und sein ehemaliger kurzer Ruhm als Kinderstar ist längt verblasst. Doch der Unfall seines Großvaters bringt alles durcheinander.
Er wird vom Direktorium angeheuert um nichts einfacheres zu tun als die Welt zu retten. Auf einmal machen ihm Frauen Avancen und er (und auch wir) sieht das Riesenrad London Eye auf einmal mit ganz anderen Augen. Und dann sind da noch die geheimen Räume unter der Downing Street 10, wo die zwei gefährlichsten und auch skurrilsten Killer der Welt, die Präfekten Hawker und Boon, eingekerkert sind… Lamb gerät unfreiwillig mitten zwischen die Fronten eines uralten Krieges, das Direktorium gegen die Windsors…
Mal wieder nimmt uns Jonathan Barnes mit in eine skurrile Welt, die von der unseren eigentlich gar nicht so weit entfernt ist. „Das Königshaus der Monster“ ist keine Fortsetzung von „Das Alptraumreich des Edward Moon„, lässt aber doch so einige alte Bekannte wieder auftreten, u.a. auch die legendären Präfekten Hawker und Boon, die wohl merkwürdigsten Serienkiller der Literaturgeschichte.
Es ist eine spannende und atmosphärische Geschichte voller schwarzem Humor. Doch leider leider kommt „Das Königshaus der Monster“ nicht an „Moon“ heran. Die Plots ähneln sich im Grunde doch sehr und man hat nur selten das Gefühl Neues zu entdecken. Und auch die Figuren, die wieder auftauchen, sind in meinen Augen genau die langweiligsten bzw. nervigsten. Nichts gegen Hawker und Boon, wirklich witzig, aber irgendwann zu eintönig. Ich hätte lieber mehr über den Schlafwandler oder den Mann, der rückwärts durch die Zeit reist, erfahren…
Trotzdem ist das Buch nicht schlecht und Jonathan Barnes liegt immer noch weit über dem Durchschnitt so mancher Kollegen. Vielleicht saß ihm nach „Moon“ der Verlag zu sehr im Nacken oder er hat sich selbst unter Druck gesetzt am Erfolg anknüpfen zu wollen. Von Barnes erwarte ich mir auf jeden Fall noch viel und vielleicht ist es ja auch so wie bei Filmen, der zweite Teil ist meistens der Schwächste… 😉
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