Das erste auf Deutsch erschienene Buch der niederländischen Autorin Janne Ijmkers mit dem Titel „Achtunddreißig Nächte“ nimmt uns mit in Zeiten, in denen ganz Europa auf einen Wandels hinsteuert. Anhand eines tragischen persönlichen Schicksals lernt man einmal mehr verstehen, warum die Aufklärung so von Nöten war.
Das kleine Dorf Doldersum in den Niederlanden im Jahr 1767: Die Welt der jungen Elsjen ist geprägt von harter Arbeit, von einer lieblosen Zwangsehe und von den biederen Moralvorstellungen der damaligen Gesellschaft. Eines Abends bricht ihr Mann, der Jungbauer Jan Albers, tot zusammen. Schnell ist allen klar, dass Elsjen die Täterin sein muss. Hat sie ihn vergiftet?
Das ganze Dorf stürzt sich auf sie, doch weil sie schwanger ist, wird ihr Prozess noch einmal vertagt. Als ihr Kind auf die Welt kommt, wird die junge Mutter verhaftet. In den 38 Tagen ihrer Gefangenschaft besinnt sich Elsjen auf ihr bisheriges Leben und wie es nun zu dieser Situation kommen konnte.
Eindrucksvoll schildert die junge Frau Episoden aus ihrem Leben: Wie ihre kranke Mutter ihr nicht die Liebe geben konnte, die sie brauchte, wie sie die Freuden des Lebens von der verschrobenen Schwester ihres Großvaters lernte und wie die Großmutter sie ständig von dieser Schwester abbringen und zu strengem Gehorsam zu erziehen versuchte. Lange hat Elsjen von der großen Liebe geträumt, von der Hoffnung an eine bessere Zukunft, doch es kam natürlich anders: Sie wird zur Heirat mit dem ungeliebten Jan Albers gezwungen. Auch hier fühlt sie sich eingeengt…
Weiß man am Anfang des Buches noch nicht so richtig, ob man nun für oder gegen Elsjen sein soll, so lernt man sie im Verlauf der Geschichte immer mehr kennen. Ja, man hat sogar das Gefühl es mit einer realen Person zu tun zu haben. Man fühlt mit ihr und man kann sich ohne Weiteres in die damalige Zeit hineinversetzen. Ein wirkliches Meisterstück der Autorin Janne Ijmker!
Schnell ist klar, Elsjen ist das Opfer von Intoleranz, Bigoterie, strengen Moralvorstellungen und Willkür. Als Leser muss man hilflos dem Verlauf der Dinge zusehen und würde am liebsten eingreifen.
Eine weitere Dimension bekommt der Roman noch, wenn man erfährt, dass sich die Autorin hier einen echten Kriminalfall zum Vorbild genommen hat. Einfühlsam und mit viel Tiefgang hat sie sich nun in die Angeklagte hineinversetzt und das Geschehene aus deren Augen erzählt. Genauso hätte es passiert sein können.
„Achtunddreißig Nächte“ ist ein historischer Roman für alle, die sich auf einer emotionalen Ebene in das Leben im 18. Jahrhundert hineinversetzen wollen. Zum Schluss sei hier noch einmal betont, dass es sich bei dem Buch um keinen Krimi handelt, denn es lebt mehr vom Tiefgang als von der Spannung.