Wissen ist Macht. Besonders in Zeiten wie diesen, wo bisher nur in der Science-Fiction existierende Motive wie der gläserne Mensch oder biometrische Daten nach und nach Realität werden. Wieder einmal hat Jeffrey Deaver die Zeichen der Zeit erkannt und lässt das Ermittler-Duo Rhyme und Sachs in „Der Täuscher“ tief in diese Problematik eintauchen.
Schon längst wissen die meisten Firmen mehr von uns als uns lieb ist. Dank Payback-Programmen und anderen Bonus-Karten wissen sie, was und wo wir kaufen. Unsere Kreditkarten sagen so einiges mehr über uns aus als nur das Kaufverhalten. Daten sind zu einem mächtigen und beliebten Handelsgut geworden und nicht nur Teil irgendwelcher Verschwörungstheorien. Eine Realität, vor der wir nicht mehr länger die Augen verschließen können und dürfen! Telekom und Lidl sind keine Einzelfälle!
Wie gerne habe ich da Romane, die auf unterhaltsame Weise auf Probleme wie diese aufmerksam machen. So erreichen die Infos auch Nachrichtenmuffel… Alt-Meister Jeffrey Deaver spinnt in „Der Täuscher“ dieses Szenario noch weiter, obwohl soviel spinnen muss man da eigentlich nicht. Sagen wir, es gibt ein einziges Unternehmen, das all unsere Daten sammelt, auswertet und für diverse Zwecke verwendet. Klar, dass diese Daten in falschen Händen großes Unheil anrichten können. Man selbst wird Wachs in den Händen von jedem, der einfach unsere Daten und damit unsere offizielle Vergangenheit manipulieren kann.
Der fast komplett gelähmte Ermittler Lincoln Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs werden hier bereits in ihr achtes Abenteuer geschickt. Und diesmal betrifft es sie persönlich: Rhyme wuchs zusammen mit seinem Cousin Arthur auf. Die zwei waren wie Brüder bis sie sich im Streit trennten. Um so mehr schockiert es Rhyme als er eines Tages hört, dass Arthur des Mordes angeklagt ist.
Dessen Frau bittet nun das Duo Arthurs Unschuld zu beweisen, doch die Indizien sind erdrückend. Als aber ein zweiter Fall nach ähnlichem Muster auftaucht, dämmert es Rhyme und Sachs: Jemand manipuliert die Daten Unschuldiger und hängt ihnen Morde an. Und nach guter alter Deaver-Manier handelt es sich natürlich um einen perfiden Serienkiller. Wie viele Menschen hat er schon in den Abgrund gerissen?
Die Spuren führen zu einer Firma in Manhattan, die sich auf Datensammlung und -auswertung spezialisiert hat…
„Der Täuscher“ ist spannend bis zum Schluss. Typisch Deaver eben! Man fiebert mit, man rätselt mit und irgendwie wird man doch immer wieder in die Irre geführt. Besonders an dem Buch ist, dass, im Vergleich zu den Vorgängern, die Psychologie eine größere Rolle spielt. Man erschaudert nicht, weil das Blut nur so spritzt, sondern weil einem auf einmal die eigene Existenz durch Datenklau bedroht wird. Das Blut lassen einem auch die Stellen gefrieren, wo der Killer selbst seine Vorgehensweise und seine Besessenheit schildert.
Man muss die Vorgänger nicht gelesen haben, um „Der Täuscher“ zu verstehen. Doch aus unterhaltungstechnischen Gründen sollte man dies unbedingt nachholen. 😉 Der erste Teil der Serie, „Die Assistentin“, wurde übrigens auch unter dem Titel „Die Knochenjägerin“ mit Angelina Jolie und Denzel Washington verfilmt. Jedoch sind die Bücher wie immer doch besser.
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