Als Obama Präsident der USA wurde, versprach er das Folterlager von Guantanamo zu schließen. Doch im gleichen Atemzug fielen Aussagen, wie, dass es nicht so einfach sei und eine lange Zeit brauchen würde. Es ist doch immer wieder faszinierend zu sehen, wenn bei der ach so zivilisierten und häufig hochnäsigen westlichen Welt die Masken fallen. Auch unsere Regierungen haben Staatsgeheimnisse und richten auf der Welt unsägliches Leid an.
Doch da wir mitten in diesem System leben, verschließen viele von uns die Augen. Und da fragen sich manche immer noch, warum im Dritten Reich niemand von der Judenvernichtung gewusst haben will?
Murat Kurnaz hat Guantanamo überlebt. Fünf Jahre lang wurde er erwiesenermaßen (!) unschuldig gefoltert, misshandelt und gequält. Und trotzdem werfen ihm angesichts dieses Leids immer noch Leute eine Terror-Schuld oder gar Kommerzgedanken vor. Trotzdem setzt sich Murat Kurnaz unermüdlich für die Schließung der Folterlager ein und gibt gerade in diesen Zeiten ein Interview nach dem anderen.
Grund genug sich sein 2007 erschienenes Buch „Fünf Jahre meines Lebens“ wieder ins Gedächtnis zu rufen. Darin beschreibt Kurnaz eindrücklich seine Erlebnisse in Guantanamo und damit seine eigene Geschichte. Mit 19 Jahren möchte der Bremer Deutsch-Türke Kurnaz in Pakistan auf eine Koranschule gehen. Doch bald wird er bei einer Sicherheitskontrolle in einem Bus, ohne zu wissen warum, verhaftet. Der ahnungslose Jugendliche steht unter Terrorverdacht. Wie schnell man doch in Schuldzuweisungen sein kann…
Für 3.000 Dollar kaufen die USA ihn von der pakistanischen Polizei ab!!! Sein Martyrium beginnt. Über Afghanistan kommt er nach Guantanamo Bay. „Weißt du, was die Deutschen mit den Juden gemacht haben? Genau das machen wir jetzt mit euch,“ hört er gleich zu Beginn einen Soldaten sagen.
Jahre der schrecklichsten Folter beginnen: in Guantanamo werden unnütz Gliedmaßen amputiert, in brütender Hitze oder Affenkälte müssen die Häftlinge in Blechboxen aushalten, Schlafentzug, Käfighaltung und endlose brutale Verhöre.
„An einem Balken war ein Haken angebracht, wie in einer Fleischerei. Ich weiß, sie werden mich jetzt hier hängen lassen, bis ich es nicht mehr aushalte. Nach einer Weile scheinen die Handschellen direkt in die Knochen zu schneiden. Die Schultern fühlen sich an, als reiße jemand unablässig an meinen Armen. Als sie mich dann von hinten aufhängen, fühlt es sich an, als ob meine Schultern brechen. Sie binden meine Hände hinter meinem Rücken und ziehen mich herauf. Ich weiß jetzt, man kann sehr schnell sterben dabei, der Körper hält das nicht aus.“ Fünf Tage und fünf Nächte wird er dort so hängen.
Bald wird den Amis eindeutig klar, dass Kurnaz unschuldig ist, doch die deutschen Behörden, allen voran der damalige Kanzleramtsminister Frank Walter Steinmeier, verweigern ihm die Rückkehr nach Deutschland. So werden es für ihn noch drei weitere Jahre in Gefangenschaft und grausamster Folter.
Was macht dies mit einem Menschen? Kurnaz scheint all seine Energie darauf zu verwenden, den übrigen Gefangenen in Guantanamo helfen zu wollen und gegen den Terrorwahn anzukämpfen. Unermüdlich erzählt er seine Geschichte. Allein sein Buch „Fünf Jahre meines Lebens“ rührt einen zutiefst. Man begreift mal wieder, dass wir im Grunde alle nur Spielbälle in irgendwelchen Systemen sind. An vielen Stellen des Buches möchte man einfach nur noch heulen.
[youtube MHNhIkAwiv8]Kurnaz möchte nicht abrechnen oder anklagen. Immer wieder erzählt er auch von Soldaten, die sich dem System verweigern oder die einfach nur Angst haben. Es geht ihm einzig und allein um die Aufklärung, dass solch ein schreckliches Martyrium ein Ende hat.
Je länger das Lager existiert, um so länger dauert die Folter. Viele sitzen dort seit acht Jahren! Seit Obama die Schließung angekündigt hat, ist die Grausamkeit laut Berichten sogar noch gewachsen, da die Sadisten unter den Verantwortlichen nun Gelenke auskugeln und verstümmeln so lange sie es noch können.
Zum Glück tauchen online auch immer mehr Videos von Soldaten auf, die sich für ihre Taten entschuldigen und Murat Kurnaz in seinen Beschreibungen unterstützen. Das Unrecht Guantanamo und all die anderen Lager müssen so schnell wie möglich verschwinden!
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Helmut Kohl
26. Mai 2010 at 15:30
ich finde es unerträglich, daß in der sogenanten freiheitlichen demokratischen Ordnung Fälle wie die des Murat Kurnaz möglich sind, die wahren Schuldigen gehören an den Pranger, die Steinmeiers und wie sie alle heißen, gehören angeklagt,