Birgit Erwin und Ulrich Buchhorn: „Die Herren von Buchhorn“ – Historischer Krimi mal etwas anders

Einen historischen Krimi mit etwas anderen Ansätzen liefert uns das Autorenduo Birgit Erwin und Ulrich Buchhorn. „Die Herren von Buchhorn“ – der Name des Autors ist hier wohl eher Zufall oder diente vielleicht als Inspiration – versetzt uns mit einer spannenden Geschichte zurück ins 10 Jahrhundert, eine Zeit, die bisher nur wenig Platz in historischen Romanen hatte, wahrscheinlich auch, weil wir nur wenig darüber wissen.

Doch die Autoren Erwin und Buchhorn haben sich bewusst an dieses Thema gewagt und es hat sich wahrlich gelohnt. Auf der Basis von historischen Sagen und Fakten versuchen sie die Wissenslücken durch Fiktives zu füllen. Heraus kam eine unterhaltsame und mitreißende Geschichte, die fast jeglicher üblicher Klischees entbehrt.

Buchhorn, das heutige Friedrichshafen, am Bodensee war im Jahr 919 der Sitz der reichen Grafen Buchhorn. Der letzte aus der Reihe dieser Grafen, Udalrich V., gibt bis heute in Teilen den Historikern Rätsel auf, denn in seinem Lebenslauf fehlen vier Jahre. Was in dieser Zeit geschah,weiß niemand. Wahrscheinlich wurde er während der Ungarnfeldzüge gefangen. Seine Frau Wendelgard ging aus Trauer ins Kloster. Im Volk heizte diese Tatsache die Fantasie an und es entstanden etliche, überlieferte Sagen um das Verschwinden Udalrichs.

Dieses historische Grundgerüst ist nun die Ausgangssituation für „Die Herren von Buchhorn„. Wendelgard wird die Nachricht überbracht, dass ihr Mann verschwunden sei und offiziell für tot erklärt wurde. Sie schließt sich daraufhin dem strengen Orden der Inklusen im Kloster St. Gallen an. Hierbei leben die Nonnen in kleinen Kammern, die rund um einen Hof angelegt sind. Jede wird in eine Kammer eingeschlossen und muss sich dem stillen Gebet widmen. Mit dieser Tatsache kommt Wendelgard nur sehr schwer klar, doch sie meint es ihrem Mann schuldig zu sein.

Vier Jahre nach ihrem Eintritt ins Kloster stirbt ihr ehemaliger Diener, der Schmied Gerald der Ältere: Vor seinem Tod bekommt dieser von einem Boten die Nachricht, dass Adalbert, der ebenfalls für tot gehaltene Knappe des Grafen Udalrich, ihn sehen möchte. Gerald hat seinem Herrn ewige Treue geschworen und bricht sofort zusammen mit seiner Frau auf. Vielleicht leben die Totgeglaubten ja noch…

Doch vor Ort finden sie nur eine Leiche und eine geheimnisvolle Spur, die ins Kloster St. Gallen führt. Sofort bricht das Paar wiederum auf, doch dort sollten sie nie ankommen, denn eine Räuberbande tötet sie brutal. Zufälligerweise werden die Mörder schnell gefasst und sterben beim Verhör…

Als der Sohn der beiden, Gerald der Jüngere, vom Tod seiner Eltern hört, sinnt dieser auf Rache und gerät zwischen die Fronten eines politischen Komplotts. Und auch der gar nicht so fromme Bischof Salomo III., den es auch tatsächlich gab, hegt Zweifel an der Geschichte…

„Die Herren von Buchhorn“ entführt uns auf eine ganz besondere Art ins Mittelalter des 10. Jahrhunderts. Mit gut recherchierten Fakten, die durch stimmungsvolle und nicht zu blumige Beschreibungen aufgepeppt werden, lassen Erwin und Buchholz diese Zeit vor unseren Augen lebendig werden. Die spannende Geschichte unterhält einen und macht einen neugierig sich mehr mit dieser Epoche zu beschäftigen.

Die Charaktere sind gut erzählt und vertragen sich hervorragend mit den historischen Tatsachen. Man könnte fast glauben, dass es so gewesen ist. Am Ende erfährt man dann zum Glück aber noch, was wahr und was fiktiv ist und ist dabei manchmal überrascht, denn die beiden ergänzen sich eigentlich ganz gut.

Eine absolute Empfehlung von meiner Seite!  😉

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