Nach Dan Brown und Co. kann man ja bestimmte Mystery-Themen schon gar nicht mehr lesen. Jaja, die katholische Kirche ist sooo mysteriös und plant schon wieder eine Verschwörung, Jesus ist noch unter uns, der Heilige Gral schwebt auch irgendwo in Gestalt von Maria Magdalena dazwischen und die Templer sind eh merkwürdig… So mache ich mittlerweile schon fast einen Bogen um diese Art von Thriller. Bei „Äon“ von Andreas Brandhorst bin ich aber froh, dies nicht getan zu haben.
Der Name Andreas Brandhorst wird manchen vielleicht etwas als Übersetzer der Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett sagen. Nun kann er auch sein Talent als Thriller-Autor unter Beweis stellen und dies gelingt ihm schon ganz gut… 😉
Brandhorst schafft es hier dem üblichen Kirchen-Schmus eine neue, fantastische Komponente hinzuzufügen und peppt Standard-Themen wie das Öffnen der Hölle oder die Zahl des Teufels mit einfallsreichen Ideen und Wendungen auf.
Eine Reihe von spektakulären Selbstmorden erschüttert Hamburg und Umgebung: Menschen bringen sich ohne irgendeinen Grund um und reißen meist auch andere mit in den Tod. Sie bringen ein Flugzeug zum Abstürzen, steuern einen vollbesetzten Schulbus gegen einen Betonpfeiler oder sprengen eine Förderplattform in die Luft. Hintergründe sind nicht erkennbar und sie scheinen auch nichts gemeinsam zu haben. Zunächst…
Zur selben Zeit wird der Regenbogenjournalist Sebastian Vogler in ein kleines Kaff im malerischen Kalabrien in Norditalien geschickt. Dort gibt es einen Jungen namens Raffaele, der Kranke heilen soll, was auch die Kirche bestätigt und anerkennt. Ungläubig und wenig überzeugt macht sich der Atheist auf den Weg. Als herauskommt, dass alle jene Selbstmörder sich vorher von Raffaele haben heilen lassen, ist sein Ehrgeiz geweckt.
Doch dieser wird jäh unterbrochen als bei ihm ein Hirntumor festgestellt wird. Raffaele schafft es ihn zu heilen, doch er ist immer noch nicht von den Kräften des Jungen überzeugt, bis ihn auf einmal furchtbare Visionen heimsuchen. Er träumt wie er Menschen umbringt, deren Gedanken lesen und den Geist seiner Menschen beeinflussen kann. Immer wieder überkommen ihn Erinnerungen an ein früheres Leben: er war Teil des Kinderkreuzzuges, wurde vom Papst verraten und als Sklavenhändler gejagt.
Was hat Raffaele, der inzwischen vom Vatikan und von internationalen Geheimdiensten abgeschirmt wird, mit all dem zu tun? Gibt es eine Verschwörung, einen teufischen Plan? Wird Vogler, der sich immer mehr selbst verliert, ebenfalls zu einer Gefahr für seine Umwelt?
„Äon“ reißt einen fast von Anfang an mit und lässt einen dann auch nicht mehr so schnell los, so dass das Buch am Ende viel zu schnell gelesen ist. Das Tempo ist rasant und die plötzlichen Wendungen extrem spannend. Hinzu kommen die wirklich interessanten Einfälle. Bei diesem Buch werden wahrscheinlich alle etwas finden: Mystery, Thriller, Fantasy und Krimi.
Nur, wer etwas schwächere Nerven hat, dem könnte „Äon“ vielleicht zu blutrünstig daherkommen.
Wer mal wieder soliden und spannenden Mystery lesen möchte und noch eine weitere Bibel-Theorie seinem Wissen hinzufügen möchte, ist hier genau richtig. 😀
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