In 17 Romanen in 20 Jahren sind wir zusammen mit Detective John Rebus durch dick und dünn gegangen und konnten ihm bei seinen Ermittlungen über die Schulter schauen. Nun ist es Zeit Abschied zu nehmen, denn sein Autor Ian Rankin schickt ihn in „Ein Rest von Schuld“ in Rente.
Klar, dass John Rebus keine Lust auf eine Pensionierung hat, denn was ist er ohne seinen Job? Und so stürzt er sich voller Elan zusammen mit seiner Partnerin Siobhan Clarke in seinen letzten Fall:
Der russische Dichter Alexander Todorow wird in Edinburgh tot aufgefunden. Alles deutet zunächst auf einen Raubüberfall hin und die Polizei würde ihn gerne als solchen zu den Akten legen, doch Rebus hat Zweifel. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf den zwielichtigen Geschäftsmann Sergej Andropow, der Todorow anscheinend gekannt hat. Andropow kommt Rebus‘ Interesse wenig gelegen und versucht ihn loszuwerden.
Andropow hat außerdem so manche nicht ganz koschere Verbindung, u.a. zu John Rebus‘ Todfeind, dem Boss der Mafia von Edinburgh, Morris Gerald „Big Ger“ Cafferty. Rebus taucht ein in die dubiosen Geschäfte, die heute zum Teil die Weltwirtschaft bestimmen. Anscheinend plant die schottische Mafia zusammen mit den Russen ein riesiges Spekulationsgeschäft, an dem auch einige hohe Politiker und Banker beteiligt sind. Und das nicht zu knapp!
Todorow, der als Dissident einst Russland verlassen hat, könnte davon gewusst haben und musste deshalb ausgeschaltet werden. Doch schon bald gibt es eine zweite Leiche. Etwa aus den selben Gründen?
Spätestens nach den Morden an Alexander Litwinenko und Anna Politkowskaja wissen wir, dass die russische Regierung mit Feinden ihres neuen Systems kurzen Prozess macht. Man siehe nur jüngst den mysteriösen Tod von Stanislaw Markelow, Politkowskajas Anwalt… Sie alle haben sich gegen den Staat gestellt und dessen Machenschaften öffentlich gemacht. Dafür mussten sie mit dem Leben bezahlen und der wahre Grund wird vertuscht.
Und nicht erst seit der Wirtschaftskrise wissen wir, dass alle Staaten an solchen Fällen und Geschäften beteiligt sind… Darauf basiert auch Ian Rankins „Ein Rest von Schuld“. Wie immer hat er es geschafft ein Thema aus dem globalisierten, aktuellen Verbrechen gekonnt und gleichzeitig noch unterhaltsam zu behandeln und aufzuarbeiten.
In den letzten Rebus-Romanen ist ihm dies mal gut mal weniger gut gelungen. Doch in John Rebus‘ letztem Fall kann er noch einmal so richtig auftrumpfen. Das Ende kommt so überraschend und war nun wirklich nicht vorauszusehen, dass manche schon fast enttäuscht sein werden von solch einer Wende. Ich persönlich fand es toll, denn genauso funktionieren die Geschäfte nun mal…
Rebus bekommt einen verdienten Abschluss, wobei man bei dem Ende auch mit einer Fortsetzung rechnen könnte. Vielleicht irgendwann einmal, denn Ian Rankin will sich nun erst einmal anderen Projekten widmen, wie z.B. einer Reihe mit Comics bzw. Graphic Novels.
„Ein Rest von Schuld“ kann ich allen Rebus Fans nur wärmstens ans Herz legen und auch denen, die sich für die momentanen Machenschaften der Wirtschaft und Politik in unterhaltsamer Form interessieren. Nicht so brisant wie John Le Carré, aber trotzdem sehr interessant…
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