„Ruhm“ von Daniel Kehlmann ist endlich da…

Lange haben Literaturfreaks wie ich auf den neuen Roman von Daniel Kehlmann warten müssen. Und bereits im Vorfeld haben mich diverse negative Rezensionen geärgert bzw. abgeschreckt. Und, nach der Lektüre kann ich nur sagen: Das Buch ist wirklich klasse!

Und immer wieder wird er von Rezensenten mit Kehlmanns Weltbestseller „Die Vermessung der Welt“ verglichen, als ob Schriftsteller am Fließband Einheitsgrößen produzieren würden. Das tun schon genug seiner Kollegen… Um so erfrischender ist es zu sehen, dass es heute immer noch Autoren wie Kehlmann gibt, die künstlerisch mit der Sprache und der Geschichte experimentieren und versuchen ihre Stile zu variieren.

Und das tut er in seinem neuesten Werk „Ruhm – Ein Roman in neun Geschichten„: experimentieren und variieren. Eine eigentliche Handlung gibt es nicht. Es sind, wie der Titel schon sagt, neun Geschichten, die auf das Geschickteste miteinander verwoben sind. Wie in einem Spinnennetz hängen die Charaktere, sind fern voneinander und meist doch verflochten. Es gibt im Grunde nur zwei Dinge, die wie Leitmotive funktionieren: der Schriftsteller Leo Richter und ein Handy.

In der ersten Geschichte kauft sich ein Mann ein neues Mobiltelefon und erhält einen Nummer, die eigentlich schon vergeben ist. So rufen ihn ständig Menschen an, die er gar nicht kennt. Doch nach einer Weile findet er Gefallen daran, die Identität des eigentlichen Angerufenen anzunehmen. Wie ein Schauspieler schlüpft er in eine neue Haut.

Ein paar Geschichten weiter wird der Faden dann wieder aufgenommen: Ein Schauspieler bekommt auf einmal gar keine Anrufe mehr. Seine Existenz scheint dahin und so verliert er langsam den Boden unter den Füßen…

Dies ist nur ein Beispiel für das von Kehlmann geschickt gesponnene Geflecht. Zwischendrin kommentiert der Schriftsteller Leo Richter bzw, erzählt selbst. So weiß man nie, ob eine Geschichte passiert ist, ob sie nur von Richter aufgeschrieben wurde oder ob Richter im Kontext der Erzählungen überhaupt existent ist. Deus ex machina…

Insgesamt drehen sich die Geschichten um den Verlust von Identität und den Wunsch jemand anderes sein zu können. Die Figuren spiegeln sich unbewusst. Gleichzeitig ist „Ruhm“ auch eine gekonnte Satire auf unsere heutige Kommunikationsgesellschaft.

Ein äußerst gelungener Roman, der wie ein Episodenfilm daher kommt, und bei all dem üblichen Literaturbetrieb äußerst erfrischend ist. Und beim Lesen bzw. Kaufen unbedingt daran denken: „Ruhm“ ist anders als „Die Vermessung der Welt“ und hat auch nichts damit zu tun!

 

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3 Kommentare

  1. gentle.rocker

    20. Januar 2009 at 10:52

    Hi Nina,
    feine Rezension, das;) Konnte das erste so angepriesen Buch von Kehlmann auch schon mit Gewinn lesen, wobei ich den Hype etwas übertrieben fand. Einmal bei der Heidenreich erwähnt, und schwupps – das Ding war Bestseller.
    @Kommunikationsgesellschaft: ich frage mich lange schon, wo all dieser Handy, SMS, Instant Messenger-Wahn hinführen soll. Die Qualität der heutigen Kommunikation scheint stark an der Quantität zu leiden…bin schon gespannt auf die Lektüre des neuen Romans!

  2. Nina

    20. Januar 2009 at 12:34

    Danke, gentle.rocker! 😉
    Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen… Quantität scheint für die meisten echt besser als Qualität zu sein. Naja, wohin das führt werden wir wahrscheinlich alle noch früh genug sehen.

    Und genauso verhält es sich mit dem Hype um alle möglichen Dinge bzw. Personen. Schnell riesig gemacht und dann vergessen…

    Viel Spaß beim Lesen des Buches. Sag doch dann bescheid wie es dir gefallen hat. 🙂

    LG, Nina

  3. Frank

    14. Mai 2009 at 22:54

    Hallo Nina,

    habe mir nun für einen sonnigen Nachmittag in der Lüneburger Heide seinen Roman „Vermessung….“ zu Gemüte geführt… wirklich köstlich und geistreich. Allerdings vielleicht tatsächlich ein bißchen viel Getöse für ein „gutes Buch“. Bin gespannt und neugierig auf diesen neuen Roman….

    LG
    Frank

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