Bereits vor rund 80 Jahren hat der ungarische Autor Antal Szerb, das geschrieben, was heute aus der Feder von Autoren wie Umberto Eco stammen könnte. Lange war „Die Pendragon-Legende“ vergessen und fristete ihr Dasein in den hintersten Regalen irgendwelcher Antiquariate. Doch in den letzten Jahren hat der Deutsche Taschenbuch Verlag die Werke von Szerb überraschenderweise wiederentdeckt und neu aufgelegt.
Eines meiner Lieblingsbücher von ihm ist „Die Pendragon-Legende„. Und obwohl bereits 1934 erschienen, kann es locker mit so manchen heutigen Mystery-Werken mithalten. Dieses Buch kann man denke ich, ohne Übertreibung, zu den Anfängen des Genres zählen. Antal Szerb hat seinen ganz eigenen Stil geschaffen und wäre mit Sicherheit berühmt geworden, hätte man ihn nicht 1945 im KZ ermordet…
János Bátky, ein ungarischer Gelehrter und absoluter Büchernarr, lernt durch Zufall in England den Earl von Gwynedd, Owen Pendragon, kennen. Die beiden teilen ihre Vorliebe für die Mystiker des 17. Jahrhunderts und so lädt der Earl Bátky auf sein Schloss nach Wales ein. Kurz vor der Abreise erhält dieser noch ein Warnung: Auf Pendragons Schloss soll es nicht mit rechten Dingen zugehen und auch der Earl selbst soll mysteriöse Experimente an unbekannten Tieren machen und diese sogar nach ihren Tod wieder zum Leben erwecken…
Doch Bátky lässt sich nicht beirren. Im Schloss reiht sich nun aber doch ein merkwürdiges Ereignis an das nächste. Und dann wollen da noch mysteriöse Erbschleicher Pendragon ermorden, dessen Existenz selbst ein Rätsel ist und eng mit der Geschichte der Rosenkreuzer verbunden ist… Spukt es auf dem Schloss oder sind alle Vorfälle nur eine Verschwörung? Spielt das am Ende noch eine Rolle?
Autor Antal Szerb nimmt seinen Leser im Buch „Die Pendragon-Legende“ tief in eine Geschichte mit, bei der Realität und Einbildung immer mehr zu verschmelzen scheinen. Nie kann man sich sicher sein, was wahr ist und was nicht. Das Werk ist eine gute Mischung aus klassischer Gruselgeschichte, Detektivroman und, was am besten ist, einer Satire, denn stets schwingt ein leicht (selbst-)ironischer Unterton mit. Es wirkt zeitweise so als wäre Eco auf Ephrahim Kishon getroffen…
Das einzige Manko daran ist, dass die Spannung und der Grusel manchmal dem Humor geopfert werden. Heutigen Lesern wird vielleicht außerdem der rote Faden durch das Buch fehlen, doch bedenkt man beim Lesen die damalige Zeit und, dass es sich hierbei erst um die Anfänge des Genres handelt, dann wird man es Szerb sicherlich nachsehen.
Ein absolut empfehlenswertes Buch, das zum Glück wiederentdeckt (was dabei allerdings das Cover mit der Geschichte zu tun hat, ist mir schleierhaft…) wurde und einen Platz unter den Klassikern wirklich verdient hat.
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