Jeder hat sie schon einmal gehört: die Geschichten um Mowgli, Baloo oder Bagheera. Die meisten kennen sie wohl aus dem Disney-Film. Doch das Original-Buch hat so einiges mehr zu bieten. Nun sind „Die Dschungelbücher“ in einer wirklich wunderschönen Neuauflage wieder erschienen. Grund genug diesen Klassiker mal wieder zu lesen.
Von der disneyhaften „Ruhe und Gemütlichkeit“ ist im Original wenig zu spüren. Es ist wild, es ist Leben und Überleben im Dschungel, es ist das Zusammenprallen des „Wilden“ mit der „Zivilisation“. Gleichzeitig hat man den Dschungel wahrscheinlich in noch nie so schillernden, drastischen und faszinierenden Bildern gesehen wie Kipling sie zu zeichnen verstand.
„Die Dschungelbücher“, das ist mehr als nur die bloße Kindergeschichte, die mittlerweile durch unsere Köpfe geistert. Und auch Mowgli lebt schließlich und endlich im Dschungel und dort heißt es eben fressen oder gefressen werden. So ist zum Beispiel das Ende weit aus realistischer und brutaler als der süßliche Kinderfilm.
Auch bestehen „Die Dschungelbücher“ nicht nur aus Mowgli, sondern enthalten viele andere Geschichten, wie die des heldenhaften Mungos Rikki-Tikki-Tavi, die mir schon als Kind lieber war als der Disney-Film.
Rudyard Kiplings Dschungel verschlingt seine Leser, er ist gefräßig und zieht einen tief in sein Dickicht. Gleichzeitig hat der Autor auch ein sensibles Porträt des Aufeinanderprallens von englischen Kolonialherren und dem Leben im Dschungel oder der anderen Kultur gezeichnet. Die Geschichte wird zum Teil aus der Sicht der untersten Diener erzählt, der Maulesel, der Pferde, der Elefanten.
[youtube 0qhBxv7r5gg]Kipling wurde selbst 1865 in Bombay geboren und erlebte den britischen Imperialismus am eigenen Leib. Wie es sich gehörte, wurde er in Großbritannien aufgezogen und kam dann wieder mit 17 Jahren nach Indien zurück. Hier beobachtete er feinfühlig und genau die Lage. 1907 bekam er dann den Literatur-Nobelpreis.
Ein besonderes Highlight der neuen Ausgabe sind die Illustrationen von Martin Baltscheit, die der Rohheit und Wildheit des Textes in nichts nachstehen. Zum Buch gibt es auch ein 11-stündiges Hörbuch, das man ebenfalls nur empfehlen kann.
Also tief in den undurchdringlichen Wald von „Die Dschungelbücher“ eintauchen und sich nach Möglichkeit auf dem Weg verlieren. 😉
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