Er gehört wohl nicht nur in meinen Augen zu den bedeutendsten Dramatikern und Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am 9. Januar wäre Heiner Müller 80 Jahre alt geworden.
[youtube AFSQkFbP9eo]1929 wurde er als Reimund Heiner Müller in Eppendorf in Sachsen geboren. Über die erste Zeit seines Lebens ist nicht so viel bekannt. Sicher ist nur, dass Politik für ihn relativ früh bereits eine große Rolle gespielt hat, denn bereits 1946 tritt er in die SPD ein, die sich kurz darauf mit der KPD zur SED vereinigte. Doch schon bald wird der noch junge Müller wieder aus der Partei ausgeschlossen, da er sich kaum engagierte und auch seine Mitgliedsbeiträge nicht mehr zahlte. 😉
Ab 1950 schreibt er dann Literaturkritiken für den „Sonntag“ und die kulturpolitische Zeitschrift „Aufbau“. Vier Jahre später wird Heiner Müller Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband. Zu dieser Zeit wird auch sein Stück „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“ uraufgeführt.
1958 arbeitet er für das Maxim-Gorki-Theater und als freischaffender Autor. Als sein Stück „Die Umsiedlerin“ 1961 direkt nach der Erstaufführung abgesetzt wird, schließt die Partei ihn aus dem Schriftstellerverband aus, was praktisch ein Berufsverbot ist. Ab diesem Zeitpunkt ist er der Partei suspekt und wird Jahre lang von der Stasi überwacht.
Doch Müller arbeitet weiter, meist unter Pseudonym. Immer wieder werden Stücke von ihm verboten oder abgesetzt. Doch in den USA und in West-Deutschland finden sie große Anklang.
Heiner Müller heiratet dreimal. Seine erste Frau sich 1966 das Leben nimmt. Von seiner dritten Frau hat er eine Tochter.
1986 verleiht ihm dann Erich Honecker überraschend der Nationalpreis Erster Klasse, was Müller als ein Zeichen ansieht, dass der Staat DDR vor dem Ende steht. Und er sollte recht behalten. Vielen ist bestimmt noch seine Rede am 4. November 1989 in Erinnerung.
In dieser Zeit beginnt er auch als Regisseur zu arbeiten. Legendär ist wohl seine fast neunstündige Inszenierung von Hamlet mit Ulrich Mühe unter dem Titel „Hamlet/ Maschine„, in die er eines seiner berühmtesten Stücke „Hamletmaschine“ integriert hat.
1992 übernimmt er zusammen mit Peter Zadek, Matthias Langhoff, Peter Palitzsch und Fritz Marquardt die Leitung des Berliner Ensembles. Seine letzte Inszenierung von Brechts „Arturo Ui“ läuft dort auch heute noch, lange nach seinem Tod am 30. Dezember 1995.
Heiner Müller hat zahlreiche Texte, Essays, Gedichte und vor allem natürlich Stücke hinterlassen, die keiner so schnell vergessen wird. Für mich persönlich gehören sie zum Besten, was Deutschland an Literatur zu bieten hat. Besonders seinen unermüdlichen gesellschaftspolitischen Einsatz auf künstlerischer Ebene habe ich immer bewundert. Die Art von Schriftsteller, wie Heiner Müller einer war, fehlt uns heute.
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