Finanzkrise hier, Finanzkrise da. Und während Mutter Beimer Merkel gestern auch noch das deutsche Konjunkturpaket versucht hat schön zu reden („damit ist Deutschland EU-weit ganz vorne“ ja klar!), rotieren manch andere wohl im Grab, weil sich die Geschichte mal wieder wiederholt.
Einer von ihnen ist sicher Kurt Tucholsky. Und es gibt ein Gedicht aus dem Jahr 1930, das die momentanen Ereignisse auch heute wieder auf den Punkt trifft. Es wird fälschlicherweise immer Tucholsky untergeschoben. In Wahrheit ist das titellose Gedicht nicht von ihm, sondern von einem gewissen Richard G. Kerschhofer. Wie und warum es dann als Tucholsky’s Werk ausgegeben wurde, ist noch unklar, aber ich bin mir sicher der Inhalt wäre in seinem Sinn gewesen. Und immer munter weiterrotieren… 😉
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.
Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!
Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.
Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.
Trifft’s hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!“
Soll man das System gefährden?
Da muß eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.
Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.
Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika!
Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht
lilala
6. Dezember 2008 at 16:31
Danke Kerschhofer! Danke Nina! Äußerst interessant!