„Das Pergament des Himmels“ von Antonio Garrido – Spannende Story, aber historisch ungenau

An dem Erstlingswerk des Spaniers Antonio Garrido mit dem Titel „Das Pergament des Himmels“ scheiden sich die Geister: Die einen werfen ihm vor historisch schon sehr von den realen Fakten abzuweichen, die anderen loben wiederum seine spannende Geschichte.

Ich denke, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Will man einfach atmosphärisch und kurzweilig unterhalten werden, ist „Das Pergament des Himmels“ genau das Richtige. Geht es einem aber so wie mir und historische Bücher sind nur dann gut, wenn die Recherche auch stimmt, sollte man am besten die Finger davon lassen.

Der Gelehrte Gorgias muss mit seiner Tochter Theresa aus Konstantinopel fliehen und findet im Würzburg der Karolingerzeit eine neues Zuhause. Gerade ist er dabei ein wichtiges Pergament zu übersetzen, doch seine Arbeit wird ihm entwendet und er selbst wird bei dem Überfall schwer verletzt.

Theresas größter Wunsch ist es einmal Pergamentmacherin zu werden. Doch ihr Lehrmeister provoziert sie, sie setzt daraufhin die Werkstatt in Brand und kann fliehen. Doch aufgrund eines Missverständnisses denken alle, dass sie tot ist.

Auf ihrer Flucht wird sie von dem jungen Haldor vor zwei Sachsen gerettet. Doch kurz darauf wird dieser selbst von den Sachsen überfallen und ist schwer verwundet. Theresa bringt ihn daraufhin nach Fulda, wo sie bei einer schwangeren Hure Unterschlupf finden. Auf der Suche nach einer Rettung für Haldor, begegnet sie Alkuin, dem Berater von Karl dem Großen. Alkuin erkennt ihr Talent im Schreiben und nimmt sie unter seine Fittiche. Doch dadurch gerät sie immer tiefer in eine geheime Verschwörung um ein Pergament, das ihr Vater fälschen soll. Die Zukunft des Abendlandes hängt davon ab…

Als erstes dachte ich, dass mir weibliche Heldinnen in historischen Romanen mittlerweile dich echt zu Hals heraushängen. Doch, das ist bei „Das Pergament des Himmels“ wenigstens nicht so schlimm. Theresa ist aufgeweckt und eckt häugfiger an. Doch genau das ist dann auch wieder das Problem: Sie ist genauso emanzipiert wie heutige Frauen, und das noch vor dem Jahr 800… Dafür wirkt sie an manchen Stellen dann wieder wie die Figur eines schlechten Groschenromans.

Das ist aber leider auch nicht die einzige von Tausenden historischen Ungenauigkeiten. Nichts gegen erzählerische Freiheit, aber, wenn ich einen historischen Roman schreibe, dann doch bitte nicht die ganze Geschichte verändern! Es geht schon los mit dem Cover (okay, das ist wahrscheinlich der Fehler des Verlages…): Abgebildet ist ein gotisches Gewölbe einer Kathedrale. Nur schade, dass der Roman im Jahr 799 spielt, lange Zeit vor der Gotik.

Und es geht noch weiter… Ich nenne hier jetzt nur noch die zwei gröbsten Fehler. Es sind aber im ganzen Buch leider etliche… Alkuin war im Jahr 799 schon lange nicht mehr der Berater von Karl dem Großen und er hatte auch nichts mit der Konstantinischen Schenkung (das geheimnisvolle Pergament) zu tun!

Wie gesagt, wer einfach stupide und spannende Unterhaltung sucht, für den ist das Buch des Autors Antonio Garrido genau das Richtige. Doch Historien- oder Mittelalterfreunde sollten lieber die Finger davon lassen, wenn sie sich nicht maßlos ärgern wollen. 😉

 

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