Der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace ist tot…

Gestern wurde es auch hierzulande bekannt: Der US-amerikanische Schrifsteller David Foster Wallace hat sich am Freitag in seinem Haus erhängt. Mit nur 46 Jahren entschied sich einer der besten und kritischsten Schriftsteller unserer Zeit den Kampf gegen die langen Depressionen aufzugeben.

Er war ein sensibler Beobachter und ein gnadenloser Kritiker unseres westlichen, kapitalistischen Systems und klar ist, durch seinen Selbstmord hat er sich selbst ungewollt zu einer dieser kommerziellen Ikonen stilisiert. Denn schon stürzen sich Kritiker und Leute in glühenden Nachrufen auf ihn. Sie nennen ihn in einem Atemzug mit Namen wie Shakespeare oder James Joyce. Doch, die traurige Wahrheit ist wohl, dass viele dieser Rezensenten und Journalisten garantiert noch nie etwas von David Foster Wallace gelesen haben… Denn, wer hat in den letzten Jahren hierzulande schon von ihm gesprochen?

Für mich war er wirklich bedeutend und symbolisierte nach langem Schwimmen im kommerziellen Sumpf mal wieder einen kreativen Lichtblick. Jemand, der sich mit schwarzem Humor, viel Kritik und teilweise fassungsloser Traurigkeit auf das System und die Gesellschaft stürzte und sich in wortgewaltigen Blasen ergang, die einem Thomas Pynchon, Hunter S. Thompson oder teilweise vielleicht sogar William Burroughs würdig waren. Denn er war schwer zu lesen, aber genau dies war das Kreative, der grenzenlose Umgang mit Worten. „Kleines Mädchen mit komischen Haaren“ ist eines meiner Lieblingsbücher.

Viele seiner Werke sind hier übrigens noch nicht einmal auf deutsch erschienen, aber er war euch allen jaa soooo wichtig! Nun soll aber auch sein Erstlingswerk „Infinite Jest“ aus dem Jahr 1996, Wunder über Wunder, auf einmal im Herbst auch hierzulande erscheinen…

Seit Jahren hatte er Depressionen und nahm auch Medikamente und Drogen dagegen ein. Doch nun war es ihm anscheinend endgültig zu viel. Seine Frau fand ihn erhängt in ihrem gemeinsamen Haus. Nun sollte man sich, denke ich, aber bloß hüten nach Anzeichen dafür in seinen Werken zu suchen, denn natürlich hat er sich immer wieder mit Schmerz, Abhängigkeit und Tod auseinandergesetzt, weil es einfach menschliche Themen sind, die jeden von uns prägen. Bestimmt könnte man im letzten Werk anzeichen dafür finden, aber bitte nicht auf jede kleine Textpassage Selbstmorahnungen projezieren!

Ein gutes haben die teils heuchlerischen Nachrufe der ach so weisen Kritiker dann ja doch: David Foster Wallace erhält endlich die Anerkennung, die ihm in gewissen Kreisen immer zu Unrecht verwehrt wurde und bekommt seinen wohlverdienten Platz unter den bedeutendsten Schriftstellern der Gegenwart.

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