Roberto Saviano hat gleich mit seinem ersten Buch einen riesigen Erfolg gelandet. Nicht nur, dass es in Italien seit Jahren ein Bestseller ist, sondern nun findet „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ auch seit letztem Jahr im Ausland immer mehr Zuspruch. Es kommt sogar ein Film, der auf diesem Buch basiert, in die Kinos. Doch zu welchem Preis? Saviano muss für seine Enthüllungen büßen…
„Gomorrha“ nimmt uns mit in die düstere, hochaktuelle und gut organisierte Welt der Camorra, der neapolitanischen Mafia. Roberto Saviano deckt haarklein die Machenschaften dieser Welt des Verbrechens auf. Er erklärt die Entwicklung und warum sie sich so gut an alle Zeiten angepasst hat und ist sogar mutig genug Namen zu nennen. Deswegen steht er seit Jahren auf der Todesliste der Mafia und befindet sich unter ständigem Polizeischutz. (Falls der Verlag aus PR-Gründen da nicht übertrieben hat, aber bei nach diesem Buch, zerstreuen sich solche Zweifel schnell.)
Allein schon der Rechercheaufwand und die Fülle des zusammengetragenen Materials verdienen Anerkennung.
Das Sachbuch lässt die Grenze zwischen Journalismus und Literatur verschwimmen. Es ist faktenreich, aber trotzdem spannend wie ein Krimi. Man legt es weg und ist bestürzt, angesichts der Ausmaße der Gewalt, der Brutalität und der skrupellosen Geschäftemacherei.
Und spätestens seit dem sechsfachen Mord in Duisburg, weiß man, dass sich die Kreise der Camorra und anderer Organisationen weiter ziehen als nur in Italien oder im Raum Neapel. Und selbst die Regierungen hängen indirekt (oder auch direkt) mitdrin, ob sie einfach nur tatenlos zusehen müssen oder etwas selbst in einige dubiose Geschäfte involviert sind.
Und ihr Einflussbereich reicht weit in fast alle Geschäftszweige hinein. Ob da nun die gefälschte Markenware ist, Drogen, Anteile an der Wirtschaft, illegaler Müllhandel (Wie konnte denn der Müll aus Neapel so plötzlich und vor allem so schnell verschwinden? Das war nicht nur die Politik Berlusconis!) oder die Baubranche, alles wird von mafiösen Strukturen durchzogen.
Wir brauchen dringend mehr solche mutigen Leute wie Roberto Saviano, die sich nicht scheuen die Dinge und vor allem die Beteiligten beim Namen zu nennen! Mal sehen, was das Kino daraus gemacht hat, und wie der Film ankommt…