Erich Mühsam schrieb eines seiner wohl berühmtesten Gedichte „Der Revoluzzer“ bereits 1907. Bis heute gehört es zum Programm vieler Kabarettisten, wohl auch weil er es schon damals „der deutschen Sozialdemokratie gewidmet“ hat. 😉
Der satirische Stil ist typisch für Mühsam. Frech, ironisch, kritisch und voller Wahrheit entlarvt er die Seele und die Mentalität des „modernen“ Menschen.
Und auch unsere momentane politische Lage und die Einstellung vieler Leute beschreibt das Gedicht wie kein zweites…
Aber lest selbst: 😀
Erich Mühsam: Der Revoluzzer
Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet
War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.
Und er schrie: ‚Ich revolüzze!‘
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.
Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonst unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.
Sie vom Boden zu entfernen,
Rupft man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.
Aber unser Revoluzzer Schrie:
‚Ich bin der Lampenputzer
Diesen guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!
Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürger nichts mehr sehen,
Laßt die Lampen stehen, ich bitt!
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!‘
Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten,
Und der Lampenputzer schlich
Fort und weinte bitterlich.
Dann ist er zu Haus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich wie man revoluzzt
Und dabei noch Lampen putzt.