Nur für Verrückte…

Das meiner Meinung nach genialste Buch zum Thema Leben und Sinnfindung ist „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Dieses Buch ist ebenso zeitlos wie aktuell, vielleicht momentan wieder aktueller denn je.

Ich höre jetzt schon einige sagen: „Oh, deutscher Klassiker. Wie langweilig!“ Aber dem muss ich entschieden widersprechen. Für alle, die mehr vom Leben wollen oder einfach, egal wie, auf der Suche nach sich selbst sind, ist dieses Buch genau das Richtige.

Harry Haller mietet eine Mansardenwohnung in einem kleinbürgerlichen Dreifamilienhaus. Er fällt nicht groß auf, pflegt nur spärlichen bis gar keinen Kontakt zu seinen Nachbarn und verschwindet irgendwann wieder spurlos. Seine Aufzeichnungen dieser Zeit, mit dem passenden Untertitel „Nur für Verrückte“, hinterlässt er dem Neffen seiner Vermieterin. Dieser ist der fiktive Herausgeber des Werkes.

Harry Haller erzählt nun seine Geschichte. Er kommt aus bürgerlichen Verhältnissen und fühlt sich auch immer auf eine fast kindliche Weise zu dieser Welt hingezogen, doch irgendwie kommt er sich immer von ihr entfremdet und wie ein Außenseiter vor. In ihm wohnt noch eine andere Person: der Steppenwolf. Dieser zieht nachts gern durch heruntergekommene Bars und hat so gar keine bürgerlichen Gedanken. Doch diese „wilde“ Seite in sich unterdrückt Haller so gut es geht.

Bis er eines Tages das „Traktat vom Steppenwolf“ zu lesen bekommt und langsam beginnt sich mit der anderen Seite auseinanderzusetzen.

In einer Bar lernt er die Prostituierte Hermine kennen. Sie und deren geheimnisvoller Freund Pablo führen Harry in die ausgelassene Welt der Musik, des Feierns, des Rausches und der Lust ein und fördern so seine kreative und künstlerische Ader nach langer Zeit wieder zu Tage.

Doch Harry hat seine Lektion immer noch nicht richtig gelernt. Er muss erst durch die Hölle der Selbsterkenntnis und des Wahnsinns gehen bis er begreifen wird, dass in ihm nicht nur zwei Personen, sondern tausende wohnen und er lernen muss diese anzunehmen um richtig mit ihnen umgehen zu können.

Hermann Hesse führt uns hier auf meisterliche Art und Weise die Zwiespältigkeit des Lebens vor Augen; dieser schwierige Grad zwischen der bürgerlichen Welt und dem bloßen Sein. Zudem bietet er ein Zuhause und eine absolute Genugtuung für all diejenigen, die lieber Leben und kreativ sind, als sich voll und ganz einem schnöden Alltag anzupassen. Kein Wunder, dass das Buch in den 60er Jahren zum Kultbuch und zum Symbol des Aufbegehrens gegen das Establishment wurde.

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