Diebische Elster?!

Die Diebische Elster klaut allen Glitzerkram, der nicht niet- und nagelfest ist, so heißt es im Volksmund. Ihr Erscheinen wird meist als böses Omen gewertet, doch es gibt auch Sagenkreise, in denen sie eine sehr positive Rolle spielt.

Die diebische Elster ist eines jener Tiere, um die sich unzählige Mythen und Legenden ranken und deren Wesen in unserem Verständnis auf wenige Eigenschaften reduziert wird. In diesem Fall sogar fast nur auf eine einzige. Dabei ist das Bild der Elster in der Mythologie äußerst vielfältig und sogar sehr widersprüchlich. So wie andere Tiere – Katzen oder Schlangen etwa – vereint die Elster gute und schlechte Charakterzüge und kann je nach Glaube positive oder negative Nachrichten bringen.

Diebische Elster: Mythologie und Aberglaube

In der antiken griechischen Mythologie wurden die Pieriden, die Töchter des Pieros, in Elstern verwandelt, weil sie es gewagt hatten, in Wettstreit mit den Musen zu treten und sich als ihnen überlegen zu brüsten. Daher wird die Elster auch mit Hochmut und Geschwätzigkeit verbunden. Außerdem war der Vogel zum Weingott Gott Dionysos gehörig, und bekanntermaßen lockert Wein die Zunge, was ebenfalls zum Ruf der Elster als geschwätziges Tier beigetragen haben dürfte.

In der germanischen Mythologie war die Elster eine Götterbotin sowie Begleiterin der Todesgöttin Hel und daher mit Tod und Unheil verbunden. Im Mittelalter galt sie weithin als schlechtes Omen, als Galgenvogel und als Seelenräuberin, die im Auftrag Satans das Leben, die Seele und damit schlichtweg das Glück der Menschen stiehlt.

In China dagegen ist die Elster ein Glücksbote und stets ein Omen bald folgender, freudiger Ereignisse. Auch bei vielen Stämmen der nordamerikanischen Ureinwohner genießt die Elster einen sehr guten Ruf, hier ist sie ein dem Menschen durchaus freundlich gesinnter Geist.

Die diebische Elster in der Realität

Die Realität bestätigt zum Teil einige der negativen Wesenszüge, die der Elster angelastet werden. So ernährt sie sich unter anderem von Aas und ist auch als Nesträuber unterwegs, frisst also die Eier anderer Vogelarten. Dass sie dadurch mit Tod und Unheil assoziiert wird, erscheint wenig verwunderlich.

Die Elster ist äußerst intelligent und sehr neugierig, betrachten zum Beispiel gern ihr eigenes Spiegelbild in glänzenden Oberflächen. Außerdem sammelt und untersucht sie interessante Objekte, daher wird ihr in gewisser Hinsicht durchaus zu Recht nachgesagt, sie würde glänzende Dinge stehlen. Jedoch geschieht dies weder aus Habgier, noch ist sie damit im Tierreich allein, denn auch andere Vogelarten betätigen sich als Sammler hübscher Dinge.

Womit wieder einmal bewiesen wäre: ein Fünkchen Wahrheit steckt tatsächlich hinter dem Sinnbild der diebischen Elster, ansonsten aber gilt: ein Klischee bleibt ein Klischee, und die ausgeschmückten, grob verallgemeinerten Redensarten, die zudem je nach Kultur sehr unterschiedlich ausfallen können, sollten niemals allzu ernst genommen werden.

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