Der Mann geht mit der Keule auf die Jagd und die Frau putzt die Höhle? Frauen sind Gebärmaschinen und Männer sitzen auf Chefsesseln? Was ist dran an den Klischees und wie haben sich die Geschlechterrollen gewandelt: Gender Studies haben interessante Beobachtungen gemacht.
Die Entwicklung der Rolle der Frau
Die gesellschaftliche Rolle der Frau in Deutschland hat sich in den letzten 50 bis 80 Jahren stark verändert. Während die Frauen zur Zeit des Nationalsozialismus wieder in ihre alten Rollen zurückgedrängt wurden und der emanzipierte Kampf gegen die Diskriminierung der Frau in Vergessenheit geriet, veränderte sich die Situation drastisch zum Ende des Krieges.
Nach dem Krieg waren die Frauen größtenteils auf sich allein gestellt, denn ihre Männer waren gefallen oder noch in Gefangenschaft. Die Trümmerfrauen von Berlin und Dresden sind ein gutes Beispiel für die weibliche Kraft, die daraus resultierte. Der Arbeitskräftemangel führte dann dazu, dass viele Frauen plötzlich erwerbstätig wurden, um sich und die Kinder zu ernähren.
Mit der aufkommenden Industrialisierung veränderten sich die Ansprüche an die Arbeiterfrauen und sie fingen an, ihre Rechte auf Bildung und Arbeit weiter einzufordern. Dazu kommt die Verlängerung der durchschnittlichen Lebensdauer einer Frau. Noch vor 100 Jahren waren die Lebenserwartungen wesentlich kürzer. Damals reichte die Zeit gerade mal, um jung zu heiraten und die Kinder groß zu ziehen. Später blieb mehr Zeit, sodass die Frauen im besten Alter einen Beruf erlernen oder studieren konnten.
Außerdem bekam das eigene Leben und Interessen neben dem Beruf und der Familie eine neue Gewichtung. Die emanzipierte Individualität und das Ausbrechen aus den Geschlechterrollen hat die Frau heute zu einer multiplen Figur in der Gesellschaft gemacht: Die Frau ist Ehefrau, Karrierefrau, Mutter und vor allem ein selbstbestimmtes, selbstverwirklichtes Individuum mit einem Leben außerhalb gesellschaftlicher Normen.
Die Entwicklung der Rolle des Mannes
Gesellschaftlich hat sich die Männerrolle scheinbar weniger gewandelt, als die der Frau. Doch der Schein trügt, denn auch der Mann ist aus seiner alten Rolle ausgebrochen und will sich den alten verstaubten Mantel nicht mehr anziehen. Männer nehmen Vaterschaftsurlaub kümmern sich um den Haushalt. Sie wollen nicht mehr nur die finanziellen Versorger der Familie sein, sondern auch aktiv und emotional am Familienleben und der Erziehung der Kinder teilnehmen.
Natürlich vollzog sich dieser Wandel nicht problemlos, denn viele Männer waren zuerst überfordert, aus der Rolle des alleinigen Ernährers verdrängt zu werden. Es kamen neue Aufgaben auf sie zu und sie mussten gewohnte Arbeiten, die sonst in ihren Aufgabenbereich fielen, plötzlich abgeben und teilen.
Sie wurden durch die Veränderung der Frauenrolle mehr oder weniger in ihr neues Bild gestupst, jedenfalls ging die Initiative dieses Wandels eher von den Frauen aus. Auch die Abhängigkeiten zwischen Mann und Frau haben sich verändert. Der Mann kann die Frau heute nur noch emotional an sich binden, denn sie ist größtenteils in der Lage, auch ohne einen Mann zu leben.
Dieser Punkt hat das gesamte Familienbild und ihren Zusammenhalt verändert. Die Frau bestimmt nun, wann sie bereit für die Familiengründung ist und sie löst die Bindung, wenn es nicht funktioniert. Auf diese Weise hat auch der Mann etwas an Freiheit zurück gewonnen (er muss sie sich nicht mehr heimlich nehmen).
Relikte und Wandel
Trotz der Veränderung der sozialen Geschlechterrollen ist der Wandel noch lange nicht abgeschlossen. Alte Schemata finden sich oft noch in den Köpfen und deren Auswirkungen sind weiter im gesellschaftlichen Leben bemerkbar. Die meisten Führungsposten sind immer noch nur mit Männern besetzt und viele Berufsfelder sind nur einem Geschlecht vorbehalten.
Sowohl Frauen als auch Männer werden in manchen Punkten diskriminiert, obwohl wir uns für so eine tolerante, offene und dynamische moderne Gesellschaft halten. Eine Gleichstellung von Mann und Frau wird zwar stetig angestrebt, wird aber sicher noch einige Zeit brauchen, bis das Geschlecht weniger eine Rolle spielt als das pure Menschsein.
Bildquelle: Pixabay/ typographyimages
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Gunnar
2. April 2011 at 20:46
Endlich ein gut zu lesender Post, besten Dank. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Generell finde ich diesen Blog gut zu lesen.