Alle 4 Jahre ist es soweit: Auf der ganzen Welt stehen Fussballmaniacs vor Freude Kopf, denn es ist mal wieder Zeit für die WM. Schon Wochen vorher lassen sich einige interessante Entwicklungen beobachten: Auch die grössten Fussballhasser lassen sich urplötzlich vom Fieber infizieren. Eine besonders erwähnenswerte Gruppierung ist jene Spezies, die normalerweise beim Anblick eines Balles einen allergischen Anfall bekommen: Frauen.
Samstag nachmittags überall in Deutschland: Die Sportschau läuft, und die besseren Hälften auf der linken Spielhälfte der Couch starten wahre Hasstiraden auf das schwachsinnige Gerenne hinter dem schwarz-weissen Ball. Ausser es ist gerade zufällig WM Zeit: Plötzlich geben sich in Bars und bei Public Viewing die schlimmsten Mallorca-Prolls ein Stelldichein mit Gucci tragenden Modepüppchen, die begeistert die Deutschlandfahne schwingen. Woher kommt dieser seltsame Wandel von genervtem Unverständnis zu euphorischer Begeisterung?
Frauen bei der Fussball WM – Ein gesellschaftliches Phänomen
Wer vor einer Woche noch unbeholfen nachfragte, wer denn nun die Roten seien, wird mit Beginn der WM plötzlich zum waschechten Fussballcrack. Nicht nur bei Männern, die sich normalerweise einen feuchten Kehricht um das Gerenne auf dem Rasen scheren, kann diese Entwicklung urplötzlich eintreten.
Frauen kümmern sich nicht um Lapalien wie Abseitsregeln, taktische Aufstellungen und Strafraumfouls. Beliebtere Themen sind die Trikotfarbe, und natürlich das was sich darunter verbirgt. Was sich anhört wie Klischees der übelsten Sorte, bestätigt sich beim gemeinsamen Fussballgucken nur zu oft.
Warum sind Frauen bei der WM plötzlich Fussballfans?
Man könnte es radikal formulieren: Das sind sie nicht, und werden es auch nie sein. Frauen begeistern sich nicht für Regeln oder den Sport an sich, sondern für das Massenevent und das generelle Feeling. Männer haben hingegen Spass an der akribischen Verfolgung der Punktetabelle der Bundesliga, was nicht gerade typisch Frau ist.
Während der WM herrscht ein gewisser Spirit, der besonders 2006 in Deutschland nahezu greifbar war. Ohne auf ausgelutschte Klischees zurückzugreifen, lässt sich bemerken, das Frauen sensibler für Stimmungen und Gefühle sind. Daher ist es kein Wunder, wenn sie ein Team anfeuern, dessen Sportart sie nicht tiefgehend interessiert, wenn der Rahmen stimmt und sich das ganze Land im Partytaumel wiegt.
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lukas
4. Juli 2010 at 14:21
Sehr fein zusammengefasst!